"Ortswechselstreit" um Metaller-Lohnrunde im Herbst
Die Herbstlohnrunde in der heimischen Metallindustrie wirft heuer ungewöhnlich früh ihre Schatten voraus - mit einem Ortswechselstreit. Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der metalltechnischen Industrie will nämlich die jährliche Lohn- und Gehaltsfeilscherei von Wien nach Vorarlberg verlegen. "Es muss nicht immer Wien sein. Wir wollen auch in den Bundesländern verhandeln, wo die Wertschöpfung in unserer Branche stattfindet", sagt Knill bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Collini-Vorstoß
Die Metallindustrie ist vor allem in Oberösterreich, der Steiermark und Vorarlberg präsent. 90 Prozent der 1.200 Unternehmen der Branche sind nicht in Wien beheimatet. Knill kann sich daher das Industrieland Vorarlberg als Hauptschauplatz für die Herbstlohnrunde vorstellen. "Vorarlberg würde sich freuen uns das würde uns sehr entgegenkommen", so der Branchensprecher. Er unterstützt damit den Vorschlag des Arbeitgeber-Chefverhandlers Johannes Collini. Dieser kündigte schon im Mai an, heuer in seinem Büro in Hohenems verhandeln zu wollen.
Die Gewerkschaft ist strikt gegen einen Ortswechsel. Der Aufwand für die Betriebsräte, zu den Verhandlungen ins Ländle reisen zu müssen, sei viel zu hoch. Damit würden faire Kollektivvertrags-Verhandlungen schon im vorhinein torpediert. "Das ist eine bewusste Provokation, denn damit wird den rund 80 Betriebsräten des Arbeitnehmerverhandlungsteams eine Teilnahme an den Kollektivvertragsverhandlungen massiv erschwert", heißt es bei den Gewerkschaften GPA-djp und Pro-Ge.
Geblockte Verhandlungstage
Knill will nicht nur einen neuen Verhandlungsort, sondern auch das Prozedere der Lohnrunde straffen. Statt sechs bis sieben Verhandlungstermine soll es "geblockte Verhandlungen" geben, also gleich zwei Tage hintereinander. Auch soll der Lohnabschluss gleich für mehrere Jahre gültig sein und nicht nur für das kommende. Bis Ende Juni wollen sich die Sozialpartner auf Ort und Ablauf einigen.
Gedämpfte Aussichten
Inhaltlich will sich der Fachverband noch nicht festlegen, verweist aber auf das gedämpfte Wachstum und den gegenüber dem Vorjahr geringeren Produktivitätszuwachs. Ein Lohnabschluss in der Höhe des Vorjahres (3,46 Prozent, Anm.) werde daher heuer nicht mehr möglich sein, stellt Knill schon jetzt klar. Konjunkturrisiken sieht er vor allem durch den Zollstreit zwischen den USA und China sowie in Auftragsrückgängen in der deutschen Automobilindustrie. Viele heimische Autozulieferer sind von der Produktion in Deutschland abhängig.
5000 offene Stellen
Im Vorjahr erzielte die Metalltechnische Industrie ein Produktionsplus von 6 Prozent auf 39,2 Mrd. Euro. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 3,2 Prozent auf 135.000. Der Fachkräftemangel bleibe akut, so Knill, 4000 bis 5000 Stellen seien derzeit vakant. Die aktuelle politische Krise mit Übergangsregierung und Neuwahl bedeute Stillstand und sei daher „ein echter Rückschlag für den Standort“. Die wichtigsten Vorhaben der letzten Regierung, etwa Steuersenkungen oder Entbürokratisierung seien in weite Ferne gerückt.
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