Online-Exporthilfe für kleine Unternehmen

Zusammenfassung
- Kleine österreichische Händler profitieren vom Verkauf über große Plattformen wie Amazon und können neue Kunden im Ausland erschließen.
- Amazon bietet Dienstleistungen, von Lagerung über Versand bis hin zu gezielter Werbung, verdient gut damit.
- Der Handelsverband empfiehlt eine Doppelstrategie aus eigenem Webshop und Präsenz auf verschiedenen Marktplätzen, um Abhängigkeiten zu vermeiden.
Helene und Julian Ziniel haben nicht nur einen Stand am Naschmarkt und zwei Geschäfte in Wien. Seit fünf Jahren verkaufen sie mit ihrem Bauernladen schwarzen Knoblauch und Weizenkeime auch online über den Marktplatz von Amazon.
Die meisten Kunden hat der Bauernladen online in Deutschland. Damit ist er unter den 2.500 kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die im vergangenen Jahr ihre Waren über Amazons Marktplatz angeboten haben, keine Ausnahme. 500 Millionen der 600 Millionen Euro, die österreichische Händler 2024 über den Marktplatz im Export erwirtschaftet haben, wurden im Nachbarland umgesetzt.
Für viele kleine Händler sind Plattformen wie Amazon der Einstieg in den Außenhandel. Oft buchen sie auch weitere Dienstleistungen, etwa Lagerung, Verpackung und Versand, dazu. Um auf der Plattform von Kunden gefunden zu werden, schalten viele Händler, darunter auch der Bauernladen der Ziniels, Anzeigen. Die Ausgaben können sich summieren.
Amazon verdient gut
Amazon verdient mit seinem Marktplatz gut. Für das vergangene Jahr gibt der Konzern die mit der Plattform und damit verbundenen Dienstleistungen erwirtschafteten Erlöse mit mehr als 156 Mrd. Dollar (134,4 Mrd. Euro) an. Dazu kommen 56,2 Mrd. Dollar (48,4 Mrd. Euro), die mit Werbung, etwa bezahlten Anzeigen, lukriert wurden. Nach Google und Facebook ist Amazon damit das drittgrößte Werbeunternehmen der Welt.
Über die Möglichkeit, spezifische Zielgruppen anzusprechen, helfe man den Händlern, die richtigen Kunden zu erreichen, heißt es dazu seitens des Unternehmens. Auf dem Marktplatz könnten Firmen und Produkte aber auch ohne das Schalten von Anzeigen gefunden werden, versichert der für Österreich zuständige Country Manager Yorck von Mirbach dem KURIER. Detaillierte Zahlen für den österreichischen Markt weist der US-Konzern nicht aus.
Große Unternehmen wie Amazon und kleine Händler seien eng miteinander verflochten, sagt Rico Baldegger vom Lobbyverband International Council for Small Business (ICSB): „Beide brauchen einander.“
Das Verhältnis der heimischen Händler zum Online-Handelsprimus hat sich erst in den vergangenen Jahren entspannt. Davor lag man sich jahrelang in den Haaren. Noch 2019 erwirkte der Handelsverband nach einem längeren Rechtsstreit Änderungen in den Amazon-Geschäftsbedingungen für Händler. Auch die EU-Gesetzgebung, etwa der seit 2023 geltende Digital Services Act (DSA), habe zu der Entspannung beigetragen, sagt ein Sprecher. Die Bedingungen für Händler seien deutlich besser geworden.
Abhängigkeiten
Zu bedenken gibt man, dass 40 Prozent der Umsätze im heimischen Online-Handel oder 4,3 Mrd. Euro über den US-Einzelhandelsriesen laufen. Gemeinsam mit Ebay betrage der Anteil über 50 Prozent. Die Abhängigkeit von großen Playern mache die Situation schwierig, heißt es.
Die Interessensvertretung empfiehlt Händlern eine Doppelstrategie. Geraten wird zu einem eigenen Webshop und zur Präsenz auf Marktplätzen. Nach Möglichkeit nicht nur auf dem von Amazon, wie ein Sprecher zum KURIER sagt.
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