Mitarbeiter-Abbau: Aufregung um OMV-Betriebsversammlung
Seit Bekanntwerden des Spar- und Effizienzprogrammes Revo mit dem geplanten Abbau von 400 Mitarbeitern in Österreich und 2.000 Beschäftigten konzernweit ist die Stimmung in der OMV-Belegschaft gedrückt. In dieser Situation sorgte ein Rundschreiben des Personalmanagements für weitere Verstimmung.
Konkret geht es um eine Informationsveranstaltung des Konzernbetriebsrates, angesetzt für Mittwoch Früh. In der Kantine der Zentrale mit Übertragung an alle Standorte. Anlass war das Revo-Programm, über das die Belegschaft bis dato nicht informiert wurde.
Groß waren Erstaunen und auch Ärger, als am Vortag ein Mail von „People & Culture“ und des Revo-Teams bei allen Mitarbeitern eintrudelte. Die Veranstaltung sei nämlich gar keine Betriebsversammlung „im Sinne des Gesetzes“, wurden die Mitarbeiter aufgeklärt. Eine „konzernweite gemeinsame Versammlung“ mehrerer Belegschaften der unterschiedlichen Standorte bzw. Betriebe sei „nicht vorgesehen“. Betriebsversammlungen könnten regelmäßig nur am Ort des jeweiligen Betriebs stattfinden.
Der springende Punkt sind die Dienstfreistellungen für die Dauer der Versammlung. Diesmal ließ das Management das noch durchgehen, mit dem deutlichen Hinweis, es handle sich „um ein Entgegenkommen von OMV“. In Zukunft würden solche Dienstfreistellungen nur gewährt, wenn eine gesetzliche Grundlage gegeben sei.
Diese undiplomatische Aktion deutet nicht gerade auf ein konstruktives Betriebsklima hin, meinen Personalexperten. Viele Mitarbeiter fühlten sich vor den Kopf gestoßen, hört man aus dem Unternehmen, und an den Führungsstil von Ex-OMV-Chef Rainer Seele erinnert.
Informationen werden erst für das erste Quartal 2026 in Aussicht gestellt. Verraten wird nur, dass vor allem Corporate-Funktionen inklusive der dazugehörigen Bereiche in den Divisionen betroffen seien. Geplant sei ein Programm, das den Mitarbeitern „auf freiwilliger Basis ermögliche, das Unternehmen zu entsprechenden Konditionen zu verlassen“. Gemäß den „langjährigen Werten von OMV“.
Die Stimmung auf der gut besuchten Versammlung war dann nicht aggressiv, aber sehr besorgt.
Bis Jahresende soll wie berichtet die Entscheidung über den Nachfolger von Konzern-CEO Alfred Stern fallen. Noch gibt es keine Shortlist, doch Favoriten zeichnen sich ab, hört man.
Geschlossene Ablehnung
Ein Kandidat für die Spitze von Österreichs größtem Industrieunternehmen wird von der Belegschaft massiv abgelehnt, sowohl in der Kunststoff- und Chemie-Tochter Borealis als auch in der OMV selbst: Die Betriebsräte sollen sich geschlossen gegen Stefan Doboczky ausgesprochen haben, seit einem guten Jahr Borealis-Chef und ehemaliger CEO des Faserherstellers Lenzing. Als Grund werden seine Bilanz bei Lenzing und sein umstrittener Managementstil bei Borealis genannt. Doboczky gilt als Favorit von ÖBAG-Chefin Edith Hlawati.
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