OMV-Gazprom-Deal in der Pipeline

Rainer Seele, Chef des börsenotierten österreichischen Mineralölkonzern.
Die OMV steigt in Projekte der Gazprom ein, die dafür bei OMV-Geschäften mitmachen soll.

In der fernöstlichsten Stadt Russlands, Wladiwostok, wurde am Freitag ein milliardenschweres Tauschgeschäft vereinbart: Die heimische OMV wird sich gemeinsam mit den deutschen Energieriesen Wintershall, E.ON, der französischen Engie und der britisch-niederländischen Shell am Ausbau der russischen Nord Stream Gaspipeline beteiligen.

Zudem werden OMV und Wintershall Anteile am größten Gasfeld der russischen Gazprom in Westsibirien übernehmen. Gazprom soll im Gegenzug künftig bei Geschäften der OMV mitnaschen. Welche das sind, wollen die beiden Partner noch nicht sagen. Das werde in den nächsten Monaten verhandelt.

Dafür brodelt die Gerüchteküche umso mehr: Gazprom könnte bei der OMV-Raffinerie Schwechat einsteigen. Oder beim Gasknotenpunkt Baumgarten. Auch das Gasspeichergeschäft dürfte die Russen interessieren.

Direkt-Beteiligung ausgeschlossen

Offenbar werden derzeit viele Beteiligungsvarianten durchgespielt. Sicher ist nur eines: Eine direkte Beteiligung der Gazprom an der OMV wird es nicht geben. „Das ist absolut ausgeschlossen“, heißt es in OMV-Eigentümerkreisen.

Viel mehr Details gibt es dagegen schon zum Tauschgeschäft der Russen mit dem deutschen Chemiekonzern BASF. Dessen Tochter Wintershall, die bis Ende Juni vom neuen OMV-Chef Rainer Seele geleitet wurde, wird den Russen nicht nur ihr ganzes Gashandelsgeschäft, sondern auch die Speicher übergeben. Zu diesen gehört auch ein Drittel der Gasspeicherstätte Haidach in Oberösterreich, eine der größten in Europa. Ein Drittel war bisher schon im Besitz der Russen, die somit die Mehrheit an Haidach erhalten.

Die deutsche Regierung winkt den politisch brisanten Deal durch, der noch Ende 2014 wegen des unvorhersehbaren politischen Umfelds gestoppt worden war. Die Transaktion gefährde die deutsche Gasversorgung nicht, betont das Wirtschaftsministerium in Berlin.

Neue Gas-Achse

Die Nord Stream Gaspipeline, die russisches Erdgas über die Ostsee nach Mitteleuropa bringen soll, wird mit der finanzkräftigen Unterstützung der West-Konzerne mit zwei zusätzlichen Röhren verstärkt. Durch diese sollen dann 55 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich aus Sibirien in den Westen gepumpt werden. Das entspricht einer Verdoppelung der aktuellen Nord Stream-Kapazität. Die Russen wollen mit der Nord Stream nicht nur zusätzliches Gas nach Europa pumpen, das wegen der sinkenden innereuropäischen Förderung gebraucht wird, sondern auch den Gastransit durch die Ukraine reduzieren.

Die Kosten des Nord Stream-Ausbaus sind noch offen. Die ersten beiden Röhren haben jedenfalls mehr als sieben Milliarden Euro gekostet. Sie haben den ursprünglichen Budgetplan von vier Milliarden Euro bei Weitem übertroffen. OMV-Chef Seele will mit den zusätzlichen Importen den Gasknotenpunkt Baumgarten stärken.

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