OMV forciert das Geschäft mit Gas, Preis steigt weiter
In ihrer neuen Strategie will die OMV zwar das traditionelle Öl- und Gasgeschäft ab 2025 schrittweise drosseln und bis 2050 auf Null fahren. Doch jetzt steigt der teilstaatliche Energie- und Chemiekonzern noch einmal kräftig aufs Gas.
Derzeit liegt der Gas-Anteil an der Exploration und Produktion, die im Vorjahr einen operativen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro brachte, bei 59 Prozent. OMV-Chef Alfred Stern kündigte am Donnerstag an, weiterhin „an der Übergewichtung von Gas in unserem Portfolio“ zu arbeiten.
Das schlägt sich auch nicht mit den Klimazielen. Stern beruft sich auf die Taxonomie-Verordnung der EU-Kommission, in der Gas neben Atomkraft als nachhaltige Energie eingestuft wird. Man müsse für eine nachhaltige Zukunft Kompromisse eingehen. Gas sei nicht CO2-frei, aber mit Gas könne als Übergangsenergie gegenüber Kohle „eine sehr signifikante CO2-Reduzierung erzielt werden“.
Durch die starke Nachfrage stieg der Gasverbrauch weltweit auf das Niveau vor Corona. Erst als die Gaspreise schon sehr hoch waren, wurden LNG-Importe (Flüssiggas) nicht mehr nach Asien umgeleitet, sondern nach Europa geliefert. Gleichzeitig ging die Gasproduktion in Europa zurück.
Die OMV sorgt sich nicht, dass Gazprom wegen des Ukraine-Konflikts den Gashahn abdreht. Russland sei seit 50 Jahren ein zuverlässiger Gaslieferant, betonte Stern. Der Liefervertrag wurde 2018 bis 2040 verlängert.
Trotzdem setzt die OMV nicht nur auf den Hauptlieferanten Russland, sondern diversifiziert und importiert Gas auch aus Norwegen, den Niederlanden, von Spotmärkten sowie LNG (aus den USA und Qatar.
Bei der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 sei die OMV nur als Finanzinvestor mit einem Anleihekredit über 729 Millionen Euro engagiert, betonte E&P-Vorstand Johann Pleininger. Im zweiten Halbjahr 2021 floss bereits ein niedriger zweistelligen Millionenbetrag an Rückzahlung und Zinsen.
In seiner ersten Bilanz konnte Stern am Montag einen Rekordgewinn präsentieren. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten wurde 2021 mit knapp sechs Milliarden Euro verdreifacht. Die OMV profitierte naturgemäß in der Förderung vom Höhenflug der Öl- und Gaspreise. Das größte Wachstum allerdings brachte die Tochter Borealis, das Ergebnis aus Chemie und Materials hat sich auf 2,2 Milliarden Euro vervierfacht. Das hat mit der Vollkonsolidierung der Borealis zu tun, aber auch mit der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Chemieprodukten und Kunststoffen.
Gaspreis steigt weiter
Des einen Freud, des anderen Leid. Die Unternehmen und Haushalte stöhnen unter den hohen Energiepreisen. Für dieses Jahr rechnet die OMV mit einem durchschnittlichen Rohölpreis (Sorte Brent) von 75 Dollar pro Fass, um vier Dollar mehr als im Vorjahr. Der durchschnittlich realisierte Gaspreis für 2022 wird auf über 25 Euro pro MWh geschätzt. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 16,5 Euro.
Borealis verkauft den 700 Mitarbeiter großen Bereich Düngemittel, Melamin und Stickstoff für 455 Millionen Euro an den Düngemittel-Konzern EuroChem, der ein verbindliches Angebot abgab. Borealis musste diesen Bereich 2021 mit fast 600 Millionen wertberichtigen.
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