Der EWC ist für grenzüberschreitende Fragen zuständig und hat das Recht auf Information und Anhörung. Ihm gehören die führenden Belegschaftsvertreter der großen Konzern-Unternehmen an.
Projekt "Edelweiß"
Sie verfassten in Bukarest eine einstimmige Resolution, die an alle Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder von OMV, Petrom und Borealis ging und somit auch an die Staatsholding ÖBAG und die Eigentümervertreter aus Abu Dhabi in der Finanzholding Mubadala und der Ölgesellschaft Adnoc. Der für die ÖBAG zuständige ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner bekam ebenfalls Post. Die Resolution liegt dem KURIER vor.
Der Inhalt spiegelt die Sorgen der Belegschaft um das Unternehmen wider. Thema ist die diskutierte Fusion von Borealis und Borouge unter der industriellen Führung der Adnoc zu einem internationalen Chemie- und Kunststoff-Giganten, der KURIER berichtete. Das Projekt läuft unter dem putzigen Namen "Projekt Edelweiß".
Die OMV hat 2020 ihren Anteil an Borealis um knapp 4 Milliarden Euro auf 75 Prozent aufgestockt und hält derzeit 36 Prozent an der Kunststoffgruppe Borouge. Die Adnoc würde noch ihre Tochter Nova Chemicals einbringen. Die OMV würde an dem neuen Unternehmen 20 bis 25 Prozent halten, Adnoc die Mehrheit.
Forderung nach klarer Information
Die Betriebsräte fordern klare Informationen und beziehen sich auf Gerüchte, Medienberichte und Statements österreichischer Regierungsmitglieder, gemeint sind Brunner und die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler. Konkret geht es um die Fusion, die Brunner positiv beurteilte, sowie um die von Gewessler angeschnittene Verstaatlichung des Gasgeschäftes.
Eingemahnt wird Klarheit über die Auswirkungen auf die Belegschaften, die Standortsicherheit und eine Investmentgarantie für alle Standorte. Die Absender beziehen sich auf ihre Informationsrechte laut Arbeitsverfassungsgesetz.
Auch alle Konzern-Mitarbeiter wurden informiert. In dieser Aussendung betonen die EWC-Betriebsräte, „wir beurteilen keine Pläne, ohne sie zu kennen“. OMV-Chef Alfred Stern habe eine offizielle schriftliche Anfrage zu Borealis und Borouge so beantwortet, dass keine Sachverhalte vorliegen würden, die mit dem Betriebsrat zu teilen seien. Sicherheitshalber bereite man sich jedoch gemeinsam vor und organisiere sich als Betriebsrat. Die Belegschaft wird ersucht, Ruhe zu bewahren und keine Gerüchte zu befeuern.
Die Aktion ist umso bemerkenswerter, als der Vorsitzende des EWC Borealis-Betriebsratschef Hubert Bunderla ist, der als Stern-Mann gilt. OMV-Chef Stern war früher Vorstandschef der Borealis. Noch in dieser Woche könnte es intern mehr Informationen geben. Die Vorstände bereiten sich, ist aus dem Unternehmen zu hören, intensiv auf eine Sitzung des Projekt-Ausschusses des Aufsichtsrates vor.
Die Miteigentümer in Abu Dhabi sind, berichten Insider, über die Vorfälle in der OMV gar nicht „amused“. Sie scheuen öffentliche Diskussionen und erst recht Wirbel im Unternehmen und in der Belegschaft.
Wird der Chemie-Deal wie geplant durchgezogen, wird die OMV operativ auf ihr traditionelles Kerngeschäft redimensioniert, die Förderung von Öl und Gas (Exploration & Production, E&P). „Das wird dann wieder die alte OMV wie vor 2020“, sagt ein Branchenkenner.
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