OMV bereitet sich auf Erdgas-Krise vor

OMV bereitet sich auf Erdgas-Krise vor
Die Gefahr, dass Russland ab Juni kein Gas mehr durch die Ukraine nach Europa liefert, steigt. Österreich wird im Winter dennoch genügend Gas haben. OMV-Chef Roiss hat mit der russischen Gazprom einen Notfall-Plan ausgearbeitet.

Wie viel Gas bezieht Österreich aus Russland?

Etwa 60 Prozent des jährlichen Gasverbrauchs von acht Milliarden Kubikmeter bezieht Österreich von der russischen Gazprom. Geliefert wird diese Menge – also 4,8 Milliarden Kubikmeter im Jahr – über 5000 Kilometer lange Pipelines aus Sibirien durch die Ukraine und die Slowakei nach Österreich. Über diese Pipelines exportierte die russische Gazprom im Vorjahr 86 Milliarden Kubikmeter, die über Österreich weiter nach Westeuropa geliefert werden.

Wann werden die ersten Lieferstopps befürchtet?

OMV bereitet sich auf Erdgas-Krise vor
APA17079800 - 19022014 - WIEN - ÖSTERREICH: OMV AG-Chef Gerhard Roiss am Mittwoch, 19. Februar 2014, während einer Pressekonferenz zum Thema "Jahresergebnis 2013" in Wien. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Die russische Gazprom hat der Ukraine bis Ende Mai noch Gaslieferungen zugesichert. Ab Juni könnten die Lieferungen gestoppt werden, weil die ukrainische Gasimport-Firma rund drei Milliarden Euro Schulden bei der Gazprom hat. Gazprom ist kein reines Staatsunternehmen, sondern zu mehr als 50 Prozent an der Börse und müsse daher wirtschaftlich agieren, erläuterte Gazprom-Chef Alexej Miller am Dienstag bei seinem Gespräch mitOMV-Chef Gerhard Roiss (Bild).

Steht Österreich dann ohne Erdgas da?

Nein. Zum einen sind die Gasspeicher zu etwa einem Drittel gefüllt. Das reicht über die Sommermonate. Für den Winter hat Roiss mit Miller einen Krisenplan erstellt.

Was sind die Hauptpunkte dieses Plans?

Gazprom hat Österreich angeboten, Erdgas im Notfall statt über die Ukraine über die Nordsee-Pipeline Nord Stream und via Deutschland und Tschechien nach Österreich zu liefern. Die Nord Stream hat noch freie Transportkapazitäten, die rasch gebucht werden müssen. Da Österreich das erste westeuropäische Land war, das mit Gazprom eine Krisen-Vereinbarung getroffen hat, stehen die Chancen gut, dass wir die Transportkapazitäten auch bekommen. Zudem will Gazprom in Österreichs Speichern so viel Gas wie möglich auf eigene Kosten einspeichern. Dieses Gas kann im nächsten Winter im Krisenfall an die Haushalte geliefert werden.

Haben auch andere Länder Europas für eine Gaskrise vorgesorgt?

Länder wie etwa Deutschland sind dabei, solche Pläne aufzustellen. Das gesamte Gas, das durch die Ukraine in den Westen geliefert wird, kann aber nicht durch die Nord-Stream-Pipeline umgeleitet werden. Dafür reicht die Transportkapazität der Nord Stream nicht aus. Es müssen daher andere Lieferquellen, etwa Flüssiggas aus dem Nahen Osten oder aus Nigeria, gefunden werden.

Warum läuft das Gasgeschäft der OMV derzeit schlecht?

Mit Erdgas machen alle europäischen Versorger zurzeit kaum Gewinne. Zum einen war die Nachfrage wegen des warmen Winters schwach. Zum anderen laufen die Gaskraftwerke in Europa nur wenige Stunden im Jahr, weil Gas für sie zu teuer ist. Sie fragen daher auch weniger Gas nach. Die OMV-Tochter EconGas aber hat so wie auch die deutsche RWE mit Gazprom langfristige Gasbezugsverträge abgeschlossen. Die Mengen können nur in kleinem Ausmaß reduziert werden, die Preise folgen dem Ölpreis und nicht dem europäischen Gas-Großhandelspreis.

Warum können die Importeure Gazprom nicht zu Preissenkungen zwingen?

Gazprom hat Österreich in den vergangenen beiden Jahren bereits zwei kleinere Preisreduktionen zugestanden. In Westeuropa gibt es derzeit zwar ein Überangebot an Erdgas, das den Großhandelspreis drückt. Die Importeure aber können aus den langfristigen Gasbezugsverträgen mit der Gazprom nicht aussteigen. Und die Russen sind eine Großmacht am europäischen Gasmarkt. Etwa ein Drittel des EU-Gasverbrauchs kommt aus Russland. Da die innereuropäischen Gasfelder allmählich ausgepumpt sind, wird Prognosen zufolge der Anteil von Russen-Gas sogar noch steigen.

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