OMV-Aufsichtsrat: Alte Seilschaften könnten wieder aufleben

OMV-Aufsichtsrat: Alte Seilschaften könnten wieder aufleben
Die ehemalige Freundespartie der aufgelösten Staatsholding ÖIAG könnte wieder Einfluss bekommen.

Die Zeit wird knapp. Für 14. Mai ist im Wiener Messezentrum die Hauptversammlung der teilstaatlichen OMV angesetzt. Österreichs größtes börsenotiertes Unternehmen braucht für seinen Aufsichtsrat dringend neues Personal. Doch noch ist alles in Fluss und in Wirtschaftskreisen wird daher heftig spekuliert.

Die Hauptaktionäre, die Republik Österreich (31,5 Prozent) und die Mubadala-Holding von Abu Dhabi (24,9 Prozent) müssen fast alle Kapitalmandate neu besetzen. Das Mandat des Vorsitzenden Peter Löscher wäre zwar bis 2020 gelaufen, aber der ehemalige Siemens-Chef  geht bekanntlich vorzeitig. In einem Brief an den für die Staatsholding ÖBAG zuständigen ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger äußerte Löscher sein Unbehagen über politischen Einfluss.  

Die ÖBAG, vormals kurz ÖBIB und zuvor Jahrzehnte lang  ÖIAG, soll in den Aufsichtsräten der Beteiligungsunternehmen der Republik Österreich wieder direkt vertreten sein. Neben der OMV sind das noch Verbund, BIG, Post, Telekom Austria und die Casinos. 

Um die aktuellen Diskussionen besser zu verstehen, ist ein kurzer Rückblick notwendig. Die alte ÖIAG wurde von der rot-schwarzen Vorgänger-Regierung aufgelöst, weil sich deren Aufsichtsrat bald verselbstständigt hatte. Die Aufsichtsräte selbst und nicht der Eigentümer, die Republik Österreich, bestimmten, wer bei einem Abgang neu in den erlauchten Kreis aufgenommen wurde. Das  hatte die erste schwarz-blaue Koalitionsregierung unter Wolfgang  Schüssel ins ÖIAG-Gesetz geschrieben.

Enger Freundeskreis

Die gut gemeinte Idee eines unabhängigen Aufsichtsrates funktionierte nicht. Der ÖIAG-Aufsichtsrat wurde zum Verein der Freunde der Auto- und der Papierindustrie. Beinahe alle Mitglieder waren geschäftlich miteinander verbandelt. Ex-Notenbank-Präsident Claus Raidl (ÖVP) ätzte zuletzt über eine „Insiderclique“ und „Selbstbedienung statt Selbstverwaltung“.

Jetzt könnten die alten Seilschaften wieder aufleben. Die Gerüchte verdichten sich, dass der neue Vorstand der ÖBAG vorerst nicht selbst an die Spitze des OMV-Aufsichtsrates geht, sondern als Vizepräsident einsteigt.Denn auch der Verbund hat personellen Bedarf, Aufsichtsratschef Gerhard Roiss (Ex-Chef der OMV) verabschiedet sich ebenfalls. Beim Stromkonzern dürfte die ÖBAG am 30. April sofort den Vorsitz übernehmen.

Das Bindeglied

Der Chef der jungen ÖBAG wird Ende März bestellt, als Favorit gilt Thomas Schmid, Generalsekretär im Finanzministerium.

Wieder zur OMV: Gute Chancen auf die Nummer eins hat der ehemalige Industriemanager Wolfgang C. Berndt. Der 76-Jährige kam 2010 unter der ÖIAG in den Aufsichtsrat  des Energiekonzerns.Und er ist das Bindeglied zum Freundes-Netzwerk.Der ältere Herr sitzt in zwei Gesellschaften des Industriellen Peter Mitterbauer, der Miba AG und der Mitterbauer Beteiligungs-AG. Mitterbauer wiederum war Aufsichtsratspräsident der ÖIAG.

Der Russland-Freund

Neben Berndt ist auch  der ehemalige Magna-Topmanager und Russland-Unternehmer Siegfried Wolf in den Mitterbauer-Aufsichtsräten. Wolf war der letzte Aufsichtsratsvorsitzende der ÖIAG. Er bemüht sich sehr um Bundeskanzler Sebastian Kurz, hört man, und der Regierungschef soll angetan sein von Wolfs Expertise. 

Der Manager im Imperium des russischen Oligarchen Oleg Deripaska (der jetzt die USA wegen der gegen ihn verhängten Sanktionen klagte) wäre angeblich auch gerne in den Aufsichtsrat der neuen Staatsholding eingezogen. Wurde aber nichts. Für den Russland-affinen OMV-Boss Rainer Seele würden die Aufsichtsratssitzungen wesentlich komfortabler. Löscher hatte vieles kritisch hinterfragt und sich darlegen lassen. Berndt, der im Gegensatz zum distanzierten Löscher mit Seele das Du-Wort pflegt, ist nicht gerade als kritischer Hinterfrager bekannt.  

Vorstände auf der Agenda

Der neue OMV-Aufsichtsrat hat für 2019 einige Vorstandsentscheidungen auf der Agenda. Mit Jahresende läuft der Vertrag von     Downstream-Vorstand Manfred Leitner aus. Noch ist offen, ob Leitner verlängert wird.

2020 enden die Verträge von Seele und Explorations-Vorstand Johann Pleininger. Der Aufsichtsrat muss noch heuer über eine Verlängerung entscheiden.  
Ein starker Zug in den Vorstand wird außerdem dem Salzburger Ex-Rennfahrer Markus Friesacher nachgesagt. Er verkaufte seine Hofer-Tankstellen (siehe Artikel unten) an die OMV und ging gleich mit. Der eifrige Netzwerker leitet das Büro von Seele und hat interimistisch die Agenden des nach kurzem Gastspiel gegangenen Strategiechefs übernommen. Die Strategie gehört zum Bereich von Seele. Möglich, dass Friesacher Leitner beerbt oder der Vorstand auf fünf Mitglieder aufgestockt wird.  Aber das sind alles noch Spekulationen. 

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