ÖVAG ist nach Dauerkrise Geschichte
Wer im Atrium der ÖVAG-Zentrale in Wien steht, schaut an den Wänden ringsum hoch wie an Wolkenkratzern von Finanzmetropolen. Diesen Effekt wollte der Architekt auch erwecken. Dass das Gebäude erst 2010, also zu einer Zeit, in der es in vielen Finanzmetropolen krachte, eröffnet wurde, wirkt im Nachhinein fast tragisch.
Mit ihrem Timing hatte die Bank öfter Pech. „Wir haben relativ spät sehr stark expandiert“, analysiert Stephan Koren, der der ÖVAG seit drei Jahren vorsteht, den Niedergang der Bank. Er spricht damit Übernahmen im Osten an, die viel Geld verbrannt haben, aber auch jene der Investkredit/Kommunalkredit. „Wer rasch wächst, ist gefährdet, dass seine Systeme und Prozesse nicht gleich schnell mitwachsen“, sagt er. Genau das sei passiert. „Bei Ausbruch der Krise waren wir nicht mehr robust genug.“
Teilung
Seit heute ist die ÖVAG Geschichte. In der Nacht auf Samstag ist die Aufspaltung in Kraft getreten. Ein Teil (Spitzeninstitut) geht an die Volksbank Wien, der andere wird als Bad Bank Immigon bis 2017 abgewickelt. Diese hat keine Bankenlizenz mehr. Koren und seine Vorstandskollegen werden der Immigon zumindest in den nächsten Monaten noch vorstehen. Bei der Eigentümer-Struktur gab es dagegen Änderungen. Die Volksbanken haben die Mehrheit an der Abbaubank abgegeben. Sie halten statt bisher 51,6 Prozent nur noch 43,2 Prozent. Der Staatsanteil von 43,3 Prozent, den der Bund seit der Rettungsaktion 2012 hält, bleibt gleich. Allerdings kommen indirekt weitere 9,3 Prozent über eine Treuhand-Konstruktion dazu. Auch für diesen Teil stehen der Republik etwaige Liquiditionserlöse nach 2017 zu. Die DZ-Bank hat ihre 3,8 Prozent an der Abbaubank behalten. In der Bad Bank werden 75 Mitarbeiter beschäftigt sein.
Seit 2012 ist der Personalstand der ÖVAG um zwei Drittel auf zuletzt 770 gesunken. Nur 350 Beschäftigte werden von der Volksbank Wien-Baden übernommen, 400 müssen einen neuen Job suchen.
Kommentare