Österreichische Post: Übernahmekampf in der Türkei

Aus harmonischeren Zeiten (2013): Evrim Aras, Georg Pölzl
Post will auf 75 Prozent aufstocken. Eigentümerfamilie Aras legt sich quer und erhebt Vorwürfe.

Enormes Wachstumspotenzial: Das war der Grund, warum die Österreichische Post 2013 ein Viertel am türkischen Paketdienstleister Aras Kargo erwarb. Schon damals sicherte sich die Post die Möglichkeit, im Sommer 2016 um weitere 50 Prozent aufzustocken. Kürzlich kündigte Post-Chef Georg Pölzl an, diese Option ziehen zu wollen. Die Kosten dafür werden mit 110 bis 120 Mio. Euro beziffert.

Allerdings legt sich der Mehrheitseigentümer, die türkische Familie Aras, die 75 Prozent hält, quer. Man habe der Geschäftsleistung in Österreich mitgeteilt, dass man das Ziehen der Option ablehne, weil die Übernahme "das Potenzial des Unternehmens beeinträchtige und große Risiken für die Anleger mit sich bringe", heißt es in einer Aussendung von Sonntag. Die Familie Aras sei ihrerseits bereit, den 25-Prozent-Anteil der Post auszukaufen.

Österreicher langsam?

Die Türken fahren schwere Geschütze auf. Man habe mithilfe der Post Aras Kargo zu einer "globalen Marke" entwickeln wollen. Das habe sich nicht erfüllt, versprochene Investitionen von 150 Mio. türkische Lire (46 Mio. Euro) seien bei einem Drittel stehen geblieben.

In Wien weist man das zurück: "Was wir vereinbart haben, wurde eingehalten", sagt Post-Sprecher Michael Homola zum KURIER. Die Bedingungen und Bewertungen für das Ziehen der Option seien klar definiert und von beiden Seiten unterschrieben. Am Vorhaben, um 50 Prozent aufzustocken, ändere sich nichts.

Firmenchefin Evrim Aras spricht indes von Zeitverschwendung und scheut vor Untergriffen nicht zurück: Der Post-Führung fehle "Innovationskraft, Vision und Leidenschaft" und Verständnis für "Fleiß und Tempo" der türkischen Mitarbeiter. Aras Kargo kam zuletzt auf 270 Mio. Euro Jahresumsatz und 27 Prozent Marktanteil.

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