Österreichische Cineplexx: Film ab in Athen und Bukarest

Christian Langhammer ist mit der Cineplexx-Gruppe in zwölf Ländern Europas vertreten. Zur Gruppe gehören mehr als 60 Kinos.
Warum die österreichische Gruppe im Ausland investiert und in Österreich zu viele Filme in die Kinos kommen.

Zu Christian Langhammers Familienbetrieb gehören 47 Multiplex- und sechs traditionelle Kinos in elf Ländern. In Österreich haben seine Standorte einen Marktanteil von knapp 50 Prozent. Langhammer über seine Expansionspläne in Griechenland und Rumänien und warum in Vorarlberg besonders viele Cineasten unterwegs sind. KURIER: Wie oft gehen Sie selbst eigentlich ins Kino?

Christian Langhammer: Mehrmals die Woche, privat und beruflich. Wenn ich mir einen Film ansehen will, schaue ich ihn meistens auf Filmmessen oder Festivals. In meinen eigenen Kinos kann ich nicht ruhig sitzen, da muss ich ständig alles kontrollieren – von der Klimaanlage bis zum Popcorn-Stand.

Die Zahl der Kinobesucher in Österreich sinkt, 2018 um rund zwölf Prozent. Läuft es heuer dank Blockbustern besser?

Mit Sicherheit. „Endgame“ hat binnen acht Tagen 365.000 Besucher in die Kinos gebracht und heuer kommen noch Blockbuster wie Star Wars. Das ist für unser Geschäft wichtiger als das Wetter oder die wirtschaftliche Entwicklung im Land.

Österreichische Cineplexx: Film ab in Athen und Bukarest

Christian Langhammer führt das Familienunternehmen in dritter Generation

Im Vorjahr kamen 466 Filme in die heimischen Kinos, man müsste also mehr als einmal täglich ins Kino gehen, um alle zu sehen. Kommen zu viele Produktionen auf den Markt?

Ja, definitiv. Filme mit kleinen Werbebudgets kann man kaum platzieren. Was am ersten Wochenende keine Zuschauer bringt, verschwindet schnell wieder von der Leinwand.

Warum zeigen Sie nicht weniger Filme, diese dafür aber über einen längeren Zeitraum?

Wir haben Verträge mit Verleihern wie Paramount Pictures, Concorde oder Constantin Film und sind vertraglich verpflichtet, deren Filme in Österreich auf die Leinwand zu bringen. Auch die Mindestspielzeit ist vertraglich geregelt, meist beträgt sie zwei bis sechs Wochen.

In Österreich gilt Vorarlberg als Land der Cineasten. Vor allem dank der Schweizer Gäste?

Ein Viertel der Kinobesucher in Vorarlberg (Anmerkung: acht Kinos, davon zwei von der Cineplexx-Gruppe) kommen aus der Schweiz. In Österreich kostet eine Kinokarte im Durchschnitt neun Euro, in der Schweiz bis zu 25 Euro.

In Österreich haben Sie mit Ihren Kinos einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Wo wollen Sie noch wachsen?

In Österreich haben wir im Februar die drei UCI Kinos in der SCS, der Millennium City und Graz Annenhof übernommen, im Vorjahr haben wir Kinos in Parndorf und Tulln eröffnet, 2020 kommt ein weiteres in Weiz. Die Österreich-Expansion ist damit vorerst beendet. Unser Fokus liegt derzeit auf Süd- und Osteuropa.

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Was ist konkret geplant?

Mit 1. Juni starten wir in Bukarest, in Rumänien sind in den nächsten fünf Jahren schon vier weitere Standorte fixiert. Unsere Kinos sind oft in Shoppingcentern, wir wachsen mit deren Betreibern mit. Auch Griechenland ist interessant für uns. Während der Wirtschaftskrise hat dort niemand in die Kinolandschaft investiert, entsprechend erfolgreich ist unser neues Imax-Kino in Thessaloniki. Wir werden in den nächsten zwölf bis 15 Monaten auch in Athen eröffnen.

Wie viel investieren Sie?

25 Millionen bis zum Jahr 2021, in den vergangenen Jahren haben wir noch mehr in die Märkte Kroatien, Slowenien und Serbien gesteckt. Nach den politischen Krisen in Ex-Jugoslawien lag die Kinobranche brach, wir haben die Chance genutzt. In Montenegro haben wir ein Kino eröffnet – das einzige im Land. Auch in Albanien und im Kosovo sind wir mit jeweils zwei Standorten die Einzigen. Ich würde niemals nach Deutschland expandieren, dort gibt es schon jetzt zu viele Leinwände. Der am stärksten wachsende Markt weltweit ist derzeit übrigens China, wo im Durchschnitt jeden Tag zwei neue Kinos eröffnen.

Gleichzeitig werden Streamingdienste wie Netflix immer beliebter und damit zur neuen Konkurrenz ...

... das sehe ich nicht so! Die Leute, die sich Serien auf Netflix anschauen, wollen auch die Blockbuster im Kino sehen. Nur weil man eine neue Küche zu Hause hat, verzichtet man ja nicht plötzlich auf den Restaurantbesuch.

Sie führen das Unternehmen in dritter Generation. Kommt bald die vierte Generation?

Mein Sohn ist jetzt 27 und fängt am 3. Juni im Unternehmen an. Die Frage, ob er übernimmt, wird er selbst beantworten müssen.

 

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2018 war kein gutes Jahr für die Kinos im deutschsprachigen Raum. Es haben publikumswirksame deutsche Produktionen gefehlt

 

Zum Unternehmen

Die  Cineplexx-Kinobetriebe GmbH ist eine Tochter der 1986 gegründeten Constantin-Film-Holding-GmbH und zu 100 Prozent im Besitz der Familie Langhammer. Zur Gruppe gehören 47 Multiplex- und sechs traditionelle Kinos in elf Ländern (Österreich, Kroatien, Serbien, Slowenien, Bosnien& Herzegowina, Montenegro, Mazedonien, Albanien, Kosovo, Griechenland und Italien). Christian Langhammer führt den Familienbetrieb in dritter Generation und beschäftigt rund 1.500 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug zuletzt 130 Mio. Euro, davon kommen 85 Mio. aus Österreich.

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