"Österreicher sparen viel zu wenig"

"Österreicher sparen viel zu wenig"
Konsumieren statt sparen, lautet das Motto in der Krise. Das könnte den Aufschwung gefährden, warnt Thomas Uher von der Erste Bank.

Die Finanzkrise hat die Sparfreude der Österreicher erschüttert. Viele haben Sparguthaben geräumt, um Immobilien zu kaufen. Und von monatlichen Einkommen wird mehr konsumiert und weniger auf die hohe Kante gelegt.

Die Sparquote (Anteil des Sparens am verfügbaren Einkommen) liegt mit 7,4 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit den 1950er-Jahren. Dass die Menschen in der Krise lieber Geld ausgeben als zu sparen, halten einige Ökonomen für wichtig. Damit werde die Wirtschaft belebt.

„Mittelfristig gesehen ist die Aussage falsch“, ärgert sich Thomas Uher, Vorstand der Erste Bank Österreich, über das kurzfristige Denken einiger Volkswirte. Denn die Wirtschaft brauche Sparer, damit auch Investitionen finanziert werden können. Eine hohe Sparquote – über Jahre hinweg mehr als elf Prozent – sei das Erfolgsrezept der österreichischen Wirtschaft. „Wir müssen zurück zu einer Sparen-ist-geil-Mentalität“, ist Uher überzeugt. Denn: Kommt der Wirtschaftsaufschwung, brauchen die Unternehmen mehr Kredite. Diese könnten Banken nur vergeben, wenn sie genügend Einlagen von den Sparern bekämen.

Gefahr

"Österreicher sparen viel zu wenig"

Um dieses Szenario eines Finanzierungsmangels, der eine Erholung der Wirtschaft abwürgen könnte, zu vermeiden, müssten sich nicht nur die Banken anstrengen.

Der Erste-Bank-Österreich-Chef hält ein Zusammenspiel von vier Beteiligten für nötig: Erstens die Kreditinstitute selbst, die mit „spannenden, neuen Sparprodukten“, für zusätzliche Einlagen sorgen müssen. „Das Zinsniveau verändern können wir aber nicht“, betont Uher. Die extrem niedrigen Sparzinsen motivierten zwar kaum zum Sparen, seien aber auch kein Grund, nicht zu sparen. Sparen sei mit Blick auf Eigenheim, Altersvorsorge oder Pflege einfach notwendig.

Staat hilft

Zweitens die öffentliche Hand, die über Förderaktionen jene Bereiche finanzieren sollte, in denen der Markt nicht funktioniere. Das gelte etwa für Jungunternehmer: Dafür sollen staatliche Förderstellen wie das aws, deren Aufsichtsrat Uher vorseht, Risikokapital bereitstellen. Eine erste solche Aktion ist kürzlich angelaufen.

Als dritte Säule sieht Uher institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen. Sie sollten langfristiges Kapital vergeben, indem sie lang laufende Anleihen etwa von Wohnbaubanken kaufen. Banken könnten zur Zeit keine längerfristigen Kredite vergeben, da sie auch keine zehn- oder 20-jährigen Gelder von Anlegern bekämen.

Die vierte Säule der Finanzierungen seien die Unternehmen selbst, die Anleihen emittierten oder sich über die Börse Geld beschafften. Das sei derzeit wegen der tiefen Aktienkurse zwar nicht möglich, sollte aber mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage wieder attraktiver werden.

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