Österreicher sehen Korruption nicht mehr

Österreicher sehen Korruption nicht mehr
Vorstände kämpfen mit weltweit wachsender Korruption. Neue Risiken werden unterschätzt.

Das Phänomen unterscheidet sich weltweit nicht: Fragt man Manager, ob sie in ihrem Land Korruption vermuten, ist die Wahrnehmung weitaus höher als bei der Frage nach der Betroffenheit in der eigenen Branche. "Das ist wohl die menschliche Abwehrhaltung", schätzt Andreas Frohner vom Beratungsunternehmen EY Österreich.

Laut der neuen EY-Korruptionsstudie nehmen hierzulande aktuell nur zwei Prozent der Unternehmensvertreter Korruption wahr. Vor zwei Jahren waren es noch 20 Prozent und damit gleich viele wie im Westeuropa-Durchschnitt.

Für Frohner ist das neue Ergebnis zu Österreich nicht nachvollziehbar. Er fragt sich sogar, ob die Befragten "an Realitätsverlust leiden". Befragt wurden in Österreich 50 Unternehmensvertreter und damit gleich viele wie etwa in Deutschland, wo 26 Prozent der Führungskräfte Betrugsfälle wahrnehmen. In heimischen Unternehmen sei formal zwar viel gegen Bestechung und Korruption unternommen worden, jetzt müssten die eingeführten Regeln aber in die Praxis umgesetzt werden. Frohner: "Das erfordert Mut und auch die Bereitschaft, im Extremfall auf ein Geschäft zu verzichten."

Laut der EY-Studie nehmen Korruption und Bestechung weltweit zu. Knapp 40 Prozent der Führungskräfte sehen sie im eigenen Land weit verbreitet. Neue Risiken, wie Internetkriminalität, werden aber von vielen unterschätzt.

Laut Frohner ist Industriespionage ein immer größeres Problem. Betroffen seien viele Manager, die im öffentlichen Raum, etwa an Flughäfen, an ihren Laptops und Smartphones arbeiten. Spione würde ihnen dabei oft unbemerkt geheime Unternehmensdaten von den Geräten saugen.

Kommentare