Österreicher haben immer weniger Lust auf Bier und Zucker

Dosen eignen sich vor allem für das Export-Geschäft
Die Österreicher trinken immer weniger Bier. Egger setzt auf neue Märkte und die Lohnabfüllung von Limo und Bier.

Die Egger-Gruppe exportiert Radler bis nach Südkorea und ist zur Fußball-WM in Moskau gestartet. Craft Beer belebt die Branche, getrunken wird dennoch weniger, so Egger-Chef Bernhard Prosser.

KURIER: Die Österreicher trinken immer weniger Bier. Zu Spitzenzeiten waren es mehr als 120 Liter pro Jahr, aktuell 106 Liter. Woran liegt’s?

Bernhard Prosser: Wir trinken im internationalen Vergleich noch immer recht viel, sind nach den Tschechen Vize-Weltmeister. Es wird aber weniger werden, vermutlich liegen wir in zehn bis 15 Jahren bei 100 Litern Pro-Kopf-Verbrauch. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe.

Welche?

Einerseits die Migration, die dazu führt, dass immer mehr Bevölkerungsschichten kein Bier trinken. Andererseits die demografische Entwicklung. Je älter wir werden, desto weniger Alkohol trinken wir.

Gleichzeitig dominieren drei Handelsketten 85 Prozent des Lebensmittelmarktes. Wo wollen Sie noch wachsen?

Die hohe Konzentration im Handel ist mit ein Grund, weshalb wir auf den Export setzen. Wir machen schon 40 Prozent des Geschäfts im Ausland, exportieren in 27 Länder, allen voran nach Slowenien und Italien.

Deutschland ist kein großer Markt?

Nein, die Deutschen haben so viele Überkapazitäten, dass sie uns nicht wirklich brauchen.

Im Gegensatz zu den Koreanern, die neuerdings Ihren Radler trinken?

Wir sind dort heuer zur Winter-Olympiade mit einem Pfirsich-Radler gestartet, weil wir wussten, dass die Koreaner Pfirsich mögen. Hat gut funktioniert. Es vergeht keine Woche, in der wir nicht ein paar Container Dosen nach Korea schicken. Mittlerweile ist der Radler in einer Supermarktkette mit 12.000 Geschäften in Korea gelistet.

Sport bringt in Ihrem Geschäft offenbar den Rubel ins Rollen. Was hat die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland gebracht?

Wir sind zur WM mit 840.000 Dosen Bier in Moskau gestartet und mussten nachliefern. Wir können uns nicht beschweren.

Produziert Egger ausschließlich in Unterradlberg?

Ja, ausschließlich. Wir sind auch zu 100 Prozent in Händen der Familie Egger.

Profitieren Sie vom Regionalitätstrend?

Ja, vor zwanzig Jahren hat das niemanden interessiert, aber das hat sich geändert. Die Leute wollen wieder regionale Produkte und zumindest wissen, woher die Artikel kommen.

Profitieren davon nicht eher die Craft-Beer-Macher?

Craft Beer ist eine Bereicherung für die Branche, weil dank ihnen wieder über Bier gesprochen wird. Früher haben alle Wein-Seminare gemacht, heute ist es auch in, sich mit der Bierbrauerei auseinanderzusetzen.

Dennoch macht Craft-Bier nur homöopathische Mengen der Gesamtproduktion aus.

Nur etwa zwei Prozent der Menge. Der Markt ist konzentriert, allein der Heineken-Konzern kommt mit seinen Biermarken auf einen Marktanteil in Österreich von mehr als 50 Prozent.

Sie produzieren nicht nur Bier, sondern auch Limonaden wie Radlberger oder auch Granny’s. Wie viel vom Geschäft macht die Egger Getränkegruppe in der alkoholfreien Sparte?

Etwa die Hälfte, mit Granny’s sind wir zum Beispiel Marktführer beim gespritzten Apfelsaft.

 

Österreicher haben immer weniger Lust auf Bier und Zucker

 

Wie reagieren Sie auf die aktuelle Zuckerdiskussion?

Wir bieten zuckerfreies Radlberger an und zusätzlich Radlberger Gartenfrüchte mit minus 40 Prozent Zucker. In diesem Bereich haben wir spürbare Zuwächse.

Neben den eigenen Marken füllt die Egger Getränkegruppe auch für andere ab. Ein wachsendes Geschäft in Zeiten der Handelsmarken?

Den Auftrag bekommt der, der seine Kostenstruktur im Griff hat und der zu guten Preisen abfüllen kann. Davon gibt es nicht viele. Wir haben einen der modernsten Maschinenparks in Europa, deswegen sind wir bei Auftraggebern in ganz Europa gut im Geschäft.

Dürfen Sie Namen nennen?

Zum Beispiel machen wir in Lohnabfüllung Yo-Fruchtsaftsirup, Zwettler-Dosenbier oder den Almradler von Almdudler. Und dann machen wir auch noch Handelsmarken für Handelsketten in ganz Europa.

Aber nicht mehr für die deutsche Edeka, die sich zwei Brunnen und Abfüller gekauft hat und das Geschäft nun selbst macht. Ist das ein Trend, dass Händler zu Produzenten werden?

Das passiert in der Branche oft, wenn ein Produzent die Kosten nicht im Griff hat. Edeka hat ja auch Quellen und Abfüller übernommen, weil denen das Geld ausgegangen ist. Die Konzentration im Markt nimmt weiter zu, das steht fest.

 

Egger Getränke

Die Gruppe (Egger Bier, Granny’s, SodaMix)  hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 100 Millionen Euro umgesetzt, heuer sollen es 104 Millionen Euro sein. Das Unternehmen mit Sitz in Unterradlberg, 60 Kilometer westlich von Wien, beschäftigt 200 Mitarbeiter, davon 70 in der Produktion. Das Plus kommt aus allen drei Geschäftsfeldern: Markenware, Lohnabfüllung und Handelsmarken.

Bernhard Prosser, geboren 1971, ist seit gut 20 Jahren für Egger tätig und seit 2017 Geschäftsführer der Getränke Holding.

 

 

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