Österreich verliert bei US-Firmen an Ansehen

Daniela Homan, Chefin der Amerikanischen Handelskammer in Österreich, und Friedrich Rödler von PwC
Manager klagen über zu hohe Steuern und zu wenig Fachpersonal.

Manager der großen US-Konzerne in Österreich sind mit der Qualität des Standorts zusehends unzufrieden: „Österreich verliert deutlich an Attraktivität“, betont Daniela Homan, Geschäftsführerin der Amerikanischen Handelskammer in Wien im Gespräch mit dem KURIER. Seit 2011 befragt die Kammer halbjährlich 100 Manager der größten US-Unternehmen in Österreich über Standort-Attraktivität und Geschäftsklima. „Es geht eigentlich stetig bergab“, resümiert Homan die Ergebnisse der Befragung.

Besonders schlechte Noten vergaben die Manager bei der jüngsten Befragung für die Lohnnebenkosten und die Unternehmensbesteuerung in Österreich. „Die Steuerdiskussion vor der Wahl war sicher nicht hilfreich“, ergänzt Friedrich Rödler von Pricewaterhouse Coopers (PwC) Österreich, die die Befragung durchgeführt haben. Damit sei den Menschen bewusst geworden, dass Österreich ein Hochsteuerland sei. Und bei der Unternehmensbesteuerung rutsche Österreich gegenüber anderen Ländern wie Großbritannien oder Schweden, die die Steuersätze gesenkt haben, zurück.

Reformen verzögert

Besonders negativ wirke auf die Manager der US-Konzerne auch, dass über Reformen zwar geredet werde, sie aber nie in Angriff genommen würden. Das gelte nicht nur für die Steuern, sondern auch für die Bildung. Denn in der Einschätzung des Wirtschaftsstandorts durch die US-Manager habe Österreich auch in punkto qualifizierter Arbeitskräfte deutlich verloren. „Gut ausgebildete Menschen aber sind ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor“, unterstreicht Homan. Österreich sei in der Qualifizierung immer sehr gut gewesen, habe zuletzt aber stark verloren. „In der Bildungspolitik besteht großer Handlungsbedarf“, sagt Homan.

Negativ fällt auch die heimische Bürokratie bei den US-Managern auf. „Während österreichische Firmen in den USA durch den Gouverneur oder sogar den Präsidenten begrüßt werden, müssen US-Firmen in Österreich als erstes einen Genehmigungs-Hürdenlauf bestehen“, kritisiert Homan.

Manager der US-Firmen in Österreich täten sich daher zunehmend schwer, in der Konzernzentrale für eine Beibehaltung des Standorts oder sogar neue Investitionen zu argumentieren. „Österreich ist aus US-Sicht nicht so wichtig. Wenn die Zahlen der österreichischen Manager in den Steuerabteilungen der Mutter-Konzerne ankommen, werden sie zum Beispiel mit der Slowakei verglichen. Eine Entscheidung gegen Wien und für Bratislava wird da rasch gefällt“, erklärt Rödler.

Bei zwei Faktoren aber ist Österreich nach Einschätzung der Manager fast unschlagbar: Lebensqualität und Infrastruktur. „Das ist sehr positiv. Denn beide Punkte wären nur schwer zu verbessern“, sagt Homan.

Kommentare