Österreich steht gut da, Aufholbedarf bei Umwelt und Klimaschutz
Rein materiell geht es Österreich sehr gut. Nach Wohlstands- und Wirtschaftsindikatoren belegt Österreich auch nach den neuesten Daten (bsi inklusive 2019) der Statistik Austria meistens Spitzenplätze im europäischen Vergleich, wie Statistik-Chef Tobias Thomas am Dienstag in einem Pressegespräch erläuterte.
Aufhol- und Handlungsbedarf sieht Wifo-Chef Christoph Badelt allerdings im Umweltbereich. "Hier geht es darum, Alarmstufen aufzuzeigen, so BadeltEr sieht die Kostenwahrheit von Treibshausgas-Emissionen als einen Schlüsselfaktor an. Denn, es müsse Menschen möglich gemacht werden, sich umwelt- und klimaschonend zu verhalten.
Bei der Studie im Vorjahr hatten die Österreicher ihre Lebenszufriedenheit durchschnittlich mit 8 von 10 Punkten angegeben, nur Finnen und Iren waren noch zufriedener. Die Corona-Krise und ihre Folgen sind statistisch hier noch nicht erfasst. Klar ist allerdings: Negativ wirke sich die Krise auf Wohlstand und Lebensqualität aus, positiv auf einige Umweltindikatoren (weniger Verkehr), hieß es. Wie in den vergangenen Jahren ist die Umwelt auch heuer das Sorgenkind der Studie.
Bei den wirtschaftlichen Indikatoren konnte Österreich im Vorjahr seine Spitzenplätze im EU-Vergleich behaupten. Die Arbeitslosenrate sank, die Ungleichverteilung der Einkommen verringerte sich etwas, das BIP pro Kopf wuchs im Gleichklang mit dem verfügbaren Haushaltseinkommen. Mit 28.177 Euro pro Kopf sei dieses im Vorjahr so hoch gewesen wie in keinem anderen EU-Staat mit Ausnahme Luxemburg und Deutschlands.
Durch die Corona-Krise sei ein Rückgang des Haushaltseinkommens "wahrscheinlich, aber derzeit nicht statistisch quantifizierbar", hieß es. Allerdings wurden auch hier vorläufige Daten der EU-Studie angeführt, wonach 21 Prozent der Befragten von einem Rückgang ihres Haushaltseinkommens in den vergangenen zwölf Monaten berichteten - verglichen mit 13 Prozent im Vorjahr. Zugleich hieß es, Auswirkungen der Corona-Krise auf die Armutsgefährdung seien "derzeit nicht statistisch quantifizierbar". Mit 16,9 Prozent armutsgefährdeten Personen lag Österreich im Vorjahr deutlich unter dem EU-Durchschnitt (21,4 Prozent).
Ihren Gesundheitszustand beurteilen die Österreicher kritischer. 71,3 Prozent bescheinigen sich einen sehr guten oder guten subjektiven Gesundheitszustand, was nur knapp über dem EU-Durchschnitt (69,3 Prozent) liegt. Dieser Wert sei seit mehreren Jahren stabil.
Weiterhin vergleichsweise schlecht sieht es im Umweltbereich aus. So stiegen die Treibhausgasemissionen im Vorjahr um 1,8 Prozent an. Besonders negativ ist die Entwicklung im Verkehrsbereich, dessen Energieverbrauch zwischen 2000 und 2018 um 36,8 Prozent (EU-Schnitt: 7,7 Prozent) gestiegen sei. Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus wirkten sich jedoch heuer positiv auf diese Bereiche aus. So dürften laut einer Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) die Treibhausgasemissionen heuer um 7,1 Prozent sinken, während das Transportaufkommen im Güterverkehr im zweiten Quartal um 14,6 Prozent gesunken sei.
Als Lichtblicke wurden geringere Feinstaub-Emissionen und eine massive Erhöhung der Bio-Flächen an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche genannt. Der Anteil hat sich von 2000 (11,5 Prozent) bis 2019 (24,7 Prozent) mehr als verdoppelt. Bemerkenswert ist auch, dass der Bio-Boom auch in der Corona-Krise anhielt. Im ersten Halbjahr 2020 sei die eingekaufte Menge an frischen Bio-Lebensmitteln um 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr gestiegen, der Wertzuwachs betrug sogar 20 Prozent.
WIFO-Leiter Badelt hob bei der Präsentation der diesjährigen Studie ihren ganzheitlichen Ansatz hervor. Mit Blick auf den traditionellen Wirtschaftsindikator Bruttoinlandsprodukt betonte er, dass dieses zwar international vergleichbar sei, "aber es erzählt eben immer nur einen Teil der Geschichte". "Je breiter wir den ökonomischen, sozialen und ökologischen Zustand unserer Gesellschaft vermessen, umso besser", lobte er die Studienreihe.
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