Österreich nur Mittelmaß: Wo Hochqualifizierte arbeiten wollen

Der Wettbewerb um gut ausgebildete Zuwanderer wird sich laut OECD in den nächsten Jahren noch verschärfen.
OECD-Studie unter 35 Ländern: Österreich bei gut ausgebildeten Zuwanderern nicht im Fokus. Experte sieht Schweiz als Vorbild.

Die Zuwanderung auf den österreichischen Arbeitsmarkt ist ungebrochen stark. In den vergangenen Jahren gingen acht von zehn neuen Jobs an ausländische Arbeitskräfte. Eingestellt wurde vor allem mittel- und geringqualifiziertes Personal im Tourismus, der Pflege oder am Bau. Hochqualifizierte waren nur selten darunter.

Für gut ausbildete Migranten ist Österreich bei weitem nicht die erste Anlaufstelle, zeigt eine in dieser Form erstmalige Studie der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Demnach belegt Österreich in der Rangliste der attraktivsten Länder für Fachkräfte mit Master-Abschluss oder Doktortitel nur den 17. Platz unter 35 Ländern. Zum Vergleich: Nachbar Deutschland liegt um fünf Ränge besser auf Platz 12, die Schweiz landete sogar auf dem Stockerl (siehe Grafik). Die attraktivsten Einwanderungsländer sind Australien, gefolgt von Schweden. Die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, landet nur auf Rang 7. Schlusslicht ist die Türkei, auch Italien rangiert im abgeschlagenen Feld.

Österreich nur Mittelmaß: Wo Hochqualifizierte arbeiten wollen

Verglichen wurden Faktoren wie berufliche Chancen, Einkommen, Steuern, Möglichkeiten für Familienangehörige, Einreise- und Aufenthaltsbedingungen, Zukunftsperspektiven sowie Lebensqualität oder gesellschaftliche Diversität. „Es ist nicht nur die Einwanderungspolitik, sondern eine Summe aller Faktoren, die einen attraktiven Standort für Top-Fachkräfte ergeben“, erläutert Jean-Christophe Dumont, Leiter der Abteilung Internationale Migration bei der OECD, dem KURIER.

Schwächen

Österreich kann zwar mit hoher Lebensqualität und vergleichsweise geringer Arbeitslosigkeit punkten, schneidet dafür bei den beruflichen Möglichkeiten und gesellschaftlicher Diversität schlecht ab. Das Land gilt noch immer eher als provinziell denn international.

Ein Problem ist die mangelnde Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen. Ausländische Fachkräfte werden daher oft nicht ihrer Ausbildung entsprechend eingesetzt, sind meist überqualifiziert. Für die Staatsbürgerschaft gelten vergleichsweise strenge Regeln.

Im Wettbewerb um die besten Köpfe seien Deutschland und die Schweiz die größten Konkurrenten, meint Dumont. Die Schweiz mit seiner Internationalität und Willkommenskultur sieht er dabei klar im Vorteil – und damit als Vorbild für Österreich. In Deutschland gebe es allein schon aufgrund der Größe mehr Perspektiven.

Hinter Slowenien

Auf der OECD-Liste der attraktivsten Länder für ausländische Studierende belegt Österreich gar nur Rang 18 hinter Slowenien und knapp vor der Slowakei. Schlecht bewertet werden hier die Möglichkeiten für Familienmitglieder. Deutschland kann sich bei den Studierenden mit dem dritten Platz auszeichnen, hinter Norwegen und Sieger Schweiz.

Etwas besser schneidet Österreich mit Rang 11 bei der Attraktivität für ausländische Unternehmensgründer ab. Bei dieser Wertung kommt es vor allem auf die Rahmenbedingungen für Gründungen an, die in Österreich zuletzt erleichtert wurden. Die besten Bedingungen bietet hier Kanada.

Die OECD rechnet damit, dass sich der weltweite Wettbewerb um Top-Fachkräfte in den nächsten Jahren noch verschärfen wird und warnt zugleich vor negativen Auswirkungen. Wenn gut Ausgebildete wegziehen, könne das „schwerwiegende Folgen für die Herkunftsländer“ haben, besonders in den weniger entwickelten. Es sollten daher Wege gefunden werden, „die Kosten und den Nutzen der internationalen Mobilität von Talenten besser zu teilen“.

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