Österreich für ausländische Investoren wieder attraktiv

Österreich für ausländische Investoren wieder attraktiv
Österreich profitiert vom neuen Sicherheitsdenken nach dem Krisenjahr 2020 und klettert im internationalen Vergleich auf Platz 19.

Pandemie, Handelskonflikte, Datennationalismus: Internationale Anleger zeigen sich nach dem Krisenjahr 2020 verunsichert und gehen davon aus, dass sich das Volumen der Direktinvestitionen aus dem Ausland (Foreign Direct Investments, kurz FDI) nur langsam erholen wird. Das geht aus dem diesjährigen FDI-Vertrauensindex der globalen Unternehmensberatung Kearney hervor, der auf einer Befragung von Führungskräften in weltweiten Top-Unternehmen beruht.

"Nur 57 Prozent geben sich optimistisch, was die globale Weltwirtschaft und die Investitionsaussichten in den nächsten drei Jahren betrifft. Vor und zu Beginn der Pandemie 2020 lag dieser Wert noch bei 72 Prozent", sagt Dr. Martin Eisenhut, Managing Director für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Kearney.

Fast alle Länder der Welt verzeichneten einen massiven Rückgang an Auslandsinvestitionen, was vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Der Löwenanteil der getätigten Investitionen geht an Industrieländer, an der Spitze liegen weiterhin die USA, gefolgt von Kanada und Deutschland. Weniger Kopfzerbrechen bereitet den Anlegern dagegen der Brexit. Großbritannien gewinnt wieder an Attraktivität (Platz 4), nachdem das Vereinigte Königreich im Vorjahr noch auf Platz sechs abgerutscht war. Auch das von der Pandemie besonders stark betroffene Italien (Platz 8) sowie Spanien (Platz 9) machten Plätze gut. Als eines der wenigen Länder verzeichnete Spanien sogar einen Anstieg der Mittelzuflüsse.

"Zum einen bieten etablierte Märkte den Führungskräften mehr Sicherheit und Stabilität. Zum anderen bevorzugen Investoren Länder mit guter Infrastruktur, starker Governance, technologischer Innovationsfähigkeit sowie makroökonomischer Stabilität – alles natürliche Stärken der Industriestaaten", ergänzt Eisenhut.

Das erklärt auch das schlechte Abschneiden der Schwellenländer im Index, haben es doch nur China, die Vereinigten Arabischen Emirate und Brasilien in das Ranking geschafft. In der Vergangenheit belegte China dabei immer Spitzenplätze. Die Angst vor einer Eskalation des Handelskonfliktes zwischen den USA und China, sowie ein allgemeines Umdenken bei der Gestaltung internationaler Lieferketten erklären allerdings den Abstieg Chinas um vier Plätze auf Rang 12. Außerdem befürchten Anleger in Schwellenländern auch eine ungleichmäßige Verteilung bei den Impfstoffen, was die Attraktivität sowohl aus logistischen, als auch aus wirtschaftlichen Gründen zusätzlich verringert.

 

Österreich ist wieder gefragt - und in den Top 20

Trotz eines herausfordernden Jahres, in dem sowohl das Volumen ausländischer Direktinvestitionen als auch das Wirtschaftswachstum sanken, steigt Österreich nach einjähriger Pause wieder in den Index ein und landet auf dem 19. Platz. "Bei Anlegern stand vor allem die chemische Industrie im Fokus - auch wenn der OMV-Borealis-Deal die ausländischen Direktinvestitionen im Jahr 2020 zuerst einmal gesenkt hat. Der Verkauf der Borealis-Beteiligung von Investor Mubadala an die OMV für 4,7 Mrd. USD führte zu einem Rückgang der Zuflüsse", so Robert Kromoser, Kearney-Partner und Leiter des Wiener Büros.

Der Automobilsektor ist traditionell eine wichtige Säule der heimischen Wirtschaft, er beschäftigt rund neun Prozent der Bevölkerung. Zudem hat er einen hohen Anteil an der Exportquote des Landes. Allerdings wird die E-Mobilität die Transformation der Industrie weiter beschleunigen. COVID-bedingte Grenzkontrollen und ein Mangel an Microchips könnten die Geschäftsaussichten zusätzlich trüben.

Pandemie bleibt größtes Risiko

Für 65 Prozent der befragten Unternehmen hängen bis zu 30 Prozent der Umsätze von der Datenverarbeitung ab. Diese wachsende Abhängigkeit hat auch Auswirkungen auf ausländische Investitionsentscheidungen. Immer stärker greifen Staaten in die Datenverarbeitung ein.

So hat die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat schon zahlreiche Nachahmer gefunden. Neue Datenschutzgesetze sollen demnächst in Thailand in Kraft treten, in Brasilien im August und im US-Bundesstaat Kalifornien im Jahr 2023. Aber es sind nicht nur Datenschutzgesetze und steigende Regulierungskosten, die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellen. Immer mehr Länder schränken auch den „freien Datenfluss“ mittels Cybersicherheitsgesetze ein. „Ausländische Investoren fürchten einen zunehmenden Datennationalismus. Die Pandemie hat den Trend verstärkt, dass viele Länder auf technologische Souveränität setzen. Schon 71 Prozent der Investoren fürchten politische Eingriffe, die auch ihr Unternehmen treffen“, erklärt Daniela Chikova, Kearney-Partner für Financial Services.

"Abgesehen von diesen Erkenntnissen besteht das größte Risiko für die internationalen Investoren weiterhin in der Pandemie selbst", fügt Kromoser hinzu. "Die Überwindung von COVID-19 wird der Schlüssel zur Erholung der Weltwirtschaft und zur Verbesserung der ausländischen Direktinvestitionen sein. Das Wirtschaftswachstum wird zum großen Teil von der Dauer der globalen Pandemie, der Wirksamkeit der Konjunkturmaßnahmen und dem Erfolg der Impfkampagnen bestimmt werden."

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