Ölpreis stürzt ab, Erdgas bleibt teuer

Gasverbraucher haben eine Möglichkeit, sich gegen hohe Preise zu wehren: den Lieferanten wechseln.
Kritik an Energieversorgern, die ihre Kleinkunden abkassieren, um Auslands-Verluste zu decken.

Gasverbraucher konnten sich jahrzehntelang auf eines verlassen: Steigt der Ölpreis, wird bald darauf auch Gas teurer – und wenn der Ölpreis sinkt, fällt auch der Gaspreis. Das wären eigentlich gute Aussichten für die Heizkostenrechnung für Gas-Haushalte in diesem Winter. Doch wer auf den Öl-Gas-Mechanismus setzt, hat sich zu früh gefreut.

Denn der Gaspreis wird nicht fallen, obwohl Öl seit Mitte Juni um mehr als 40 Prozent billiger geworden ist. "Die Gaspreise haben sich von den Ölpreisen großteils entkoppelt", begründet Peter Layr, Vorstand des niederösterreichischen Energieversorgers EVN die unveränderten Gaspreise.

Tatsächlich musste sich Österreichs Hauptlieferant für Gas, die russische Gazprom, in jüngster Zeit – zumindest ein bisschen – dem Druck des Marktes beugen. Die starre Preisformel für den Gasimportpreis wurde gelockert, die Gewichtung des Ölpreises in dieser Berechnung reduziert. Doch völlig entkoppelt sind die Preise noch lange nicht.

"Die Versorger suchen sich die Argumente, wie es ihnen passt", ärgert sich Walter Boltz, Vorstand der Energiemarktaufsicht E-Control. Faktum sei, dass Großkunden inzwischen nicht mehr gewillt seien, den Gasimportpreis der Russen zu bezahlen, sondern nur den viel tieferen Börsenpreis am europäischen Markt. "Bei den Kleinkunden probieren die Versorger daher verzweifelt ihre Einkaufspreise unterzubringen, die sie an die Großen nicht weitergeben können", betont Boltz. An den Gasbörsen – etwa der CEGH im niederösterreichischen Baumgarten oder der NCG in Deutschland – könne der Marktpreis für Gas verfolgt werden. "Das ist eine gute Orientierung dafür, was Gas kosten darf", sagt der Regulator. Ein kleiner Aufschlag auf den Börsenpreis ergebe eine Vergleichsbasis. Alles, was weit darüber liege, beinhalte eine Marktbeherrschungsprämie der alteingesessenen Versorger. Das sei nicht illegal, aber die Anbieter "schauen eben, was geht". Im Geschäft mit Kleinkunden müssten die Gewinnspannen hoch sein, um Verluste der Versorger im Ausland zu decken.

Lohnender Umstieg

Gasverbraucher haben allerdings eine Möglichkeit, sich gegen hohe Preise zu wehren: den Lieferanten wechseln. Wiener Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden Gas etwa können sich bei einem Umstieg zu Montana Gas 240 Euro im Jahr ersparen. Doch Achtung: Der Vorteil kommt vor allem aus einem Neukundenrabatt von Montana, der im zweiten Jahr nicht mehr gilt. Bei einem Vergleich ohne Rabatte ist "Wien Energie Optima Float" am billigsten. Diesen Tarif muss ein Kunde aber selbst bestellen, Wien Energie bietet ihn nicht automatisch an. Der Float-Preis, den auch die EVN offeriert, kann sich allerdings häufig ändern. Er folgt nämlich direkt dem Gas-Börsenpreis.

Jahrelang haben uns die Gasversorger eingeredet, dass Gas nicht billiger werden kann, weil Öl so teuer ist und Gas dem Ölpreis folgt. Jetzt stürzt der Ölpreis ab und der Gaspreis rührt sich nicht vom Fleck. Stimmt so nicht ganz: Die Großkonzerne zahlen natürlich weniger für Gas. Denn am europäischen Gasmarkt gibt es mehr als genug Gas, die Nachfrage ist mangels Wirtschaftsaufschwung ja nicht brüllend. Mit den Industriekunden können die Versorger also nicht mehr allzu viel verdienen und im Ausland brachten die Energiegeschäfte riesige Verluste ein. Da sind die Privatkunden geradezu ein Geschenk für die verlustgeplagten Energieversorger. Sie sind treu, auch wenn ihnen viel zu hohe Preise verrechnet werden. Gegen die Abzockerei der Strom- und Gaslieferanten hilft nur eines: Wettbewerb. Diesen gibt es, doch nur wenige nutzen ihn. Gerade einmal vier Prozent der eine Million Gaskunden in Österreich haben bisher zu einem Billig-Anbieter gewechselt.

Der Verfall des Ölpreises um gut 40 Prozent seit dem Sommer hat die heimischen Autofahrer beträchtlich entlastet. Benzin und Diesel sind derzeit so billig wie zuletzt Anfang 2011. An Diskont-Tankstellen etwa war Diesel am Donnerstag bereits unter 1,10 Euro je Liter zu haben, Normalbenzin kostete ab 1,17 Euro.

Die Airlines dagegen denken nicht daran, die Ticketpreise wegen der ab 2015 deutlich sinkenden Kerosinkosten zu senken. AUA-Pressesprecher Peter Thier: „Die Preise werden nur weniger stark steigen als von uns erwartet.“ Einen eigenen Kerosinzuschlag gibt es im Lufthansa-Konzern nicht mehr, stattdessen wird ein allgemeiner Zuschlag aufs Ticket aufgeschlagen, der Steuern, Gebühren und Treibstoffkosten abdecken soll.

Die niedrigen Spritpreise drücken auch die Transportkosten. Der Konsument dürfte allerdings nicht viel davon haben. Einerseits sind – erklärt Peter-Michael Tropper, Geschäftsführer des Fachverbandes Güterbeförderung – viele Transportaufträge langfristig mit einer Dieselpreisklausel vereinbart. Davon würden einmal die Kunden, einmal die Transporteure profitieren. Preisvorteile weiterzugeben, sei Sache des Händlers.

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