Österreich ist beim Sport wirtschaftlicher Europameister

Geht es nach den Einwohnerzahlen, dann arbeiten ganz Graz und Villach für den Sport in Österreich. Von der Produktion bis zum Tourismus sind etwa 357.000 Personen im Sport im weitesten Sinne tätig. Das bringt eine Wertschöpfung von 24,1 Milliarden Euro.
Auf das Rekordjahr 2019 bezogen liege der Anteil des Sports am BIP (6,8 Prozent entstehen im Sport oder im Zusammenhang mit Sport) sowie an der Gesamtbeschäftigung (7,7 Prozent) jedenfalls in keinem anderen EU-Land auch nur ansatzweise so hoch wie in Österreich, hieß es. Mit Respektabstand folgen Deutschland, Kroatien und Polen.
Das 2,7-fache des Hochbaus
Zum Vergleich: Diese Leistung entspricht dem 2,7-fachen des heimischen Hochbaus, sagt SportsEconAustria Geschäftsführer Christian Helmenstein bei der Studien-Vorstellung. Den "Ökonomie-Europameistertitel" des Ö-Sports hatte 2019 schon der damalige Sportminister auf Basis der Zahlen aus 2016 (Österreich) bzw. 2012 (EU-Vergleich) bejubelt.
Dass die alle vier Jahre erhobenen Zahlen nach weitestmöglicher Sport-Definition (also auch indirekte Effekte, Statistik Austria definiert anders) nun aus 2019 und nicht dem Vierjahres-Rhythmus folgend aus 2020 stammen, ist der hierzulande 2020 begonnenen Pandemie geschuldet.
Größter Profiteur sind Beherbergung und Gastronomie und da am meisten der sportmotivierte Wintertourismus. Klar sei aber auch: Je reicher eine Volkswirtschaft, desto mehr wird auch für den Sport ausgegeben. Online-Handel wiederum schwäche die Wertschöpfung in Österreich.
"Comeback Stronger"
Rückläufig war zuletzt auch das Aktivitätslevel der Österreicherinnen und Österreicher hinsichtlich Mindestempfehlung der WHO für Ausdaueraktivität. Erwachsenen und Senioren empfiehlt die WHO mindestens 150 bis 300 Minuten Bewegung mit moderater Intensität oder alternativ 75 bis 150 Minuten intensiven Sports pro Woche.
Der Sportminister erinnerte daran, dass der Sport von den Pandemie-Einschränkungen massiv betroffen war, man hierzulande dem Sport in der Krise aber unter dem Motto "Comeback Stronger" sowohl durch NPO- (rund 150 Mio. Euro) als auch Spitzensportfonds (65 Mio. Euro) unter die Arme gegriffen habe. Mit Sportbonus sind bisher insgesamt 222,2 Mio. Euro an Sportvereine des Breiten- und Spitzensports geflossen. "Das wird aber noch steigen", so Kogler.
Gemeinnützige und Freiwillige
Auch die Maßnahmen zur Rückholung von Mitgliedern habe gegriffen. Dass man, was die gesunden Lebensjahre betreffe, im Europa-Vergleich aber nach wie vor im Hintertreffen sei, sei etwas paradox und müsse als Auftrag gesehen werden, so Kogler.
Hans Niessl, Präsident der Bundes-Sportorganisation Sport Austria, zeigte sich angetan von den Pandemie-Maßnahmen sowie den Zahlen zur Brutto-Wertschöpfung. "Die Bundesregierung hat während der Pandemie dafür gesorgt, dass die gesamte Sportbranche nicht finanziell verhungert." Investitionen in den Sport seien aber immer gewinnbringend, sagte Niessl und bezeichnete eine Erhöhung der Besonderen Sportförderung als "dringend nötig" Alleine durch die Inflation seien dem Sport in den vergangenen elf Jahren 90 Mio. Euro entgangen. "Elf Jahre Nullrunden sind einfach genug."
Auch die Leistungen der Gemeinnützigen und Freiwilligen sind gewaltig. Laut Helmenstein entsprechen sie einem Gegenwert von 1,1 Mrd. Euro. "Müsste man all diese Leistungen zukaufen, würde das eine Versechsfachung der Mitgliedsgebühren bedeuten."
Europameister im Bewegen werden
Wichtigstes Ziel ist laut Niessl freilich, auch Europameister im Bewegen zu werden und die Menschen bei guter Gesundheit zu halten. "Da haben uns etwa die skandinavischen Länder viel voraus. Österreich ist ein Sportland, aber noch keine Sportnation", hofft Niessl, dass die täglichen Bewegungseinheiten einschlagen. Man müsse einfach sehen, um wie viele Millionen der Sport das Gesundheitswesen entlaste. "Prävention statt Rehabilitation. Die Voraussetzungen sind gegeben", sagte er.
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