Ökonomen erwarten Herabstufung Frankreichs

Ökonomen erwarten Herabstufung Frankreichs
Frankreich, aber auch Deutschland, könnte ins Visier der Ratingagenturen geraten, meinen zwei deutsche Chefvolkswirte.

Bringen ihre Bemühungen, die Schuldenkrise im Zaum zu halten, die beiden Krisenlokomotiven Deutschland und Frankreich selbst in Bedrängnis? Werden die Retter am Ende selbst gerettet werden müssen? Es scheint so: Die Chefvolkswirte von Commerzbank und Barclays Capital Deutschland, Jörg Krämer und Thorsten Polleit, rechnen damit, dass Frankreich seine Top-Kreditwürdigkeit verlieren wird. "Ein neues Rettungspaket für die Schuldenländer im Süden der Währungsunion wird auch die französischen Staatsfinanzen belasten", sagte Krämer dem Handelsblatt Online. Er sehe daher die Gefahr, dass die Ratingagentur Standard & Poor's die Bonitätsnote Frankreichs bereits in den kommenden Wochen mit einem negativen Ausblick versieht.

"Im kommenden Jahr könnte dann die Bestnote von AAA endgültig fallen", sagte Krämer weiter. Zum einen werde das Wirtschaftswachstum "deutlich" nachlassen. "Zum anderen dürften die Politiker wegen des Präsidentenwahlkampfs zögern, Steuern zu erhöhen oder Ausgaben zu senken."

Auch Deutschland bedroht

Auch für Barclays-Chefökonom Polleit ist die Gefahr, dass Frankreich sein AAA-Rating verliert, nicht von der Hand zu weisen. "Die Probleme der heimischen Banken können zu massiven zusätzlichen Belastungen für die Finanzlage des französischen Staates werden", sagte Polleit Handelsblatt Online. Und die Haushaltslage der Franzosen sei bereits alles andere als vertrauenserweckend.

Polleit hält es überdies für möglich, dass auch Deutschland ins Visier der Rating-Agenturen geraten könnte. Zwar könne Deutschland mit seiner bisherigen Haushaltsplanung, wenn sie sich denn umsetzen lasse, die Schuldenlast bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den kommenden Jahren absenken. Das jedoch bedinge, dass keine neuen Belastungen für den Haushalt erwachsen. "Die Hilfeleistungen aber, die die Bundesregierung nun anderen Euroraum-Ländern geben will, können zu einer drastischen Verschlechterung der Entwicklung der Schuldenlasten führen, die dann in der Tat auch Zweifel am AAA-Rating Deutschlands wecken könnten."

Noyer: Frankreichs Banken verkraften Griechenland-Abschreibungen

Die französischen Banken können nach Worten von Notenbankchef Christian Noyer Verluste durch Abschreibungen auf griechische Schulden problemlos verkraften. Außerdem seien die Geldhäuser in der Lage, ihre Kapitalreserven ohne öffentliche Gelder aufzustocken, sagte Noyer in einem Interview mit dem Radiosender RFI und TVMonde am Sonntag. "Griechenland ist kein Problem für die französischen Banken."

Die französischen Kreditinstitute hätten griechische Schuldenpapiere im Volumen von acht Mrd. Euro in ihren Büchern. Im ersten Halbjahr verbuchten sie Gewinne von elf Mrd. Euro.

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