Ökonom Schneider: "Abgabenbetrug steigt heuer auf 13,23 Milliarden Euro"

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Firmen, die schwarzarbeiten lassen oder bestechen, sollten für drei bis fünf Jahre von öffentlichen Aufträgen gesperrt werden.

Österreich ist ein Land der Pfuscher. Allein im Vorjahr hat die Schattenwirtschaft rund 38,23 Milliarden Euro ausgemacht oder 7,8 Prozent des offiziellen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diesmal hat der Linzer Ökonom und Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider berechnet, welchen Anteil der gesamte Abgabenbetrug in Österreich hat.

„Mit steigender Arbeitslosigkeit und sinkendem BIP steigt der Pfusch. Die Leute reagieren direkt. Wenn man jetzt merkt, man kriegt nicht den vollen Inflationsausgleich, dann fehlt etwas im Börsel. Dann wird gepfuscht“, sagt Schneider im Gespräch mit dem KURIER. „Ein Treiber des Abgabenbetruges ist der Pfusch. Er macht fast die Hälfte des Abgabenbetrugs aus. Wenn der Pfusch wächst, steigt auch der Abgabenbetrug.“

Der Abgabenbetrug setzt sich somit aus dem Pfusch und den dabei entgangenen Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuern zusammen, aus der klassischen Steuerhinterziehung samt Mehrwertsteuerbetrug (Karussellgeschäfte) und dem Sozialabgabenbetrug, bei dem staatliche Sozialleistungen ohne berechtigten Anspruch bezogen werden.

Insgesamt steigt der Abgabenbetrug laut Schneider im Schnitt pro Jahr um acht Prozent. Waren es im Jahr 2023 noch 10,6 Milliarden Euro, die betrügerisch erlangt wurden, so schätzt der Ökonom das Ausmaß heuer auf 13,23 Milliarden Euro.

Fünf Vorschläge

Indes hat sich der Universitätsprofessor auch Gedanken gemacht, wie man den Abgabenbetrug besser bekämpfen könnte. Erstens durch eine befristete Mehrwertsteuer-Rückvergütung bei arbeitsintensiven Dienstleistungen. Zweitens sollten Unternehmen, die schwarz arbeiten lassen oder bestechen, für drei bis fünf Jahre von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden.

Drittens sollten als langfristige Strategie die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Viertens sollten Steuerhinterzieher, die mehr als eine Million Euro hinterzogen haben, strenger bestraft werden. Und fünftens fordert Schneider, dass bei Steuerhinterziehung von mehr als einer Million Euro die Selbstanzeige nur bei hohen Strafzuschlägen beibehalten werden soll.

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