Öffentlicher Sektor rettet Büromarkt

Öffentlicher Sektor rettet Büromarkt
EHL-Geschäftsführer Stefan Wernhart rechnet nicht mit sinkenden Mietpreisen

Der öffentliche Sektor hat den Zusammenbruch des Büromarktes in der Corona-Krise verhindert. Im Vorjahr wurden 61 Prozent der Vermietungsleistung auf dem Wiener Büromarkt mit dem öffentlichen Sektor abgeschlossen. Weit abgeschlagen mit nur neun Prozent folgt der Bereich Bauwesen und Immobilien. Dahinter die Bereiche Pharma und Gesundheit sowie Banken und Versicherungen.

Die langfristige Planung von öffentlichen Institutionen sowie Unternehmen im Besitz des Staates waren also der Grund, warum die Gesamtvermietungsleistung lediglich um fünf Prozent auf 210.000 Quadratmeter gesunken ist.

Größtes Projekt

Das mit Abstand größte Einzelprojekt war der Austro-Tower im Wiener Bezirk Landstraße. Ein Großteil der Fläche ging an die Flugsicherungsbehörde Austro-Control und an den Autobahnbetreiber Asfinag.

Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien, versprühte trotzdem Optimismus. Es habe im vierten Quartal während des zweiten Lockdowns einen „leichten Anstieg der Nachfrage nach Büroflächen gegeben“. Laut Wernhart sind die Mietpreise am Wiener Büromarkt stabil. Die Leerstandsrate liegt zwischen vier und fünf Prozent.

Heuer werden 105.000 Quadratmeter an zusätzlichen Büroflächen fertiggestellt. Im Vorjahr waren es 125.000 Quadratmeter. Allerdings waren zuletzt 40 Prozent der vermieteten Büroflächen Generalsanierungen und keine Neubauten. Von den heuer erwarteten Fertigstellungen sind drei Viertel bereits vorvermietet.

Bei der EHL rechnet man damit, dass es zu einer „Normalisierung“ des Büromarktes in der zweiten Jahreshälfte 2021 kommen wird. Allerdings bei einem Rückgang der Gesamtvermietungsleistung. Wie sich dabei die verstärkte Arbeit im Homeoffice auf die Nachfrage nach Büroimmobilien auswirken wird, ist schwer vorhersehbar. Wernhart geht davon aus, dass es „definitiv kein Zukunftskonzept ist, 100 Prozent von zu hause aus zu arbeiten“.

Sehr wohl vorhersehbar sind die Probleme mit einem Teil der Geschäftsimmobilien. Der Trend zum Kauf im Internet wurde durch den Lockdown massiv verstärkt. Der Umsatzverlust des Einzelhandels (ohne Lebensmittelhandel) betrug acht bis neun Milliarden Euro. Besonders betroffen sind Mode- und Schuhhandel oder auch Fitness-Center. Der Branchenmix in Einkaufszentren wird sich daher verändern. Seit 2013 ist die Entwicklung der Verkaufsflächen rückläufig.

Das Ausbleiben der Touristen hat insbesondere die Geschäfte in den Innenstädten getroffen. Der Umsatz-rückgang war in der Kärntner Straße (Innere Stadt) stärker als in der Mariahilfer Straße.

Im Vorjahr wurden laut Regio-Plan bis zu 550 Einzelstandorte aufgelassen. Betroffen sind vor allem Geschäfte in zweit- und drittklassigen Lagen. Für diesen Bereich wird es in Zukunft noch enger. Die Leerstände werden wohl mehr werden.

Lieferservice

Dafür steigt die Nachfrage nach innerstädtischen Logistikflächen. Neben dem Lebensmitteleinzelhandel, der teilweise bereits ein Lieferservice anbietet, gibt es auch reine Online-Supermärkte ohne Verkaufslokal. Trotzdem werden Logistikflächen als Standorte für das Lieferservice nachgefragt. Wegen der versprochenen kurzen Lieferzeiten werden verstärkt Standorte in den innerstädtischen Regionen gesucht.

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