"ÖBBler nicht in Frühpension drängen"

"ÖBBler nicht in Frühpension drängen"
Konzernbetriebsrats-Chef Roman Hebenstreit sieht den Frühpensionierungsstopp gelassen, verlangt aber Altersteilzeit-Modelle.

Roman Hebenstreit tritt nach dem Abgang Wilhelm Haberzettls als neuer ÖBB-Konzernbetriebsratschef in einer schwierigen Zeit an: Die ÖBB sind ein Fixstarter im Sparpaket der Regierung. Schritt eins setzte Anfang der Woche Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ). Sie verbietet den ÖBB ab 2012 die gesetzlich möglichen organisatorischen Frühpensionierungen.

Hebenstreit nimmt die Neuigkeit so: „Wer glaubt, dass er auf dem Rücken der Eisenbahner das Budget sanieren kann, ist auf dem Holzweg. Was am Tisch liegt, ist nichts anderes, als dass das Pensionsrecht restriktiver gehandhabt wird. Es wird mit dem Privileg des Unternehmens abgefahren, Eisenbahner in Frühpension zu drängen. Die organisatorischen Frühpensionen haben den Durchschnitt beim Pensionsalter nach unten gedrückt.“ Trotzdem brauche es wegen der herrschenden – zum Teil sehr belastenden Arbeitsbedingungen – Maßnahmen, damit Ältere länger arbeiten können. Hebenstreit verlangt daher Altersteilzeit- sowie Schichtarbeitszeit-Modelle; und er strebt eine Arbeitszeitverkürzung im Schichtbetrieb an. „Es gibt keinen Industriebetrieb mehr, wo es eine 40-Stunden-Woche gibt. Wir haben einen Riesenanteil an Schichtarbeitern.“

Zusätzlich will der Betriebsrats-Chef das Ausgliedern von Leistungen zum Thema machen. Leistungen auszulagern und gleichzeitig Personalabbau zu verlangen, passe nicht zusammen. So werde etwa die gesamte Baustellen-Sicherung schon von deutschen Leasingfirmen bestritten. Zusätzlich seien in diesem Jahr von den Eisenbahnern an die vier Millionen Überstunden geleistet worden. Hebenstreit: „Dieses Match werden wir mit dem Unternehmen noch führen.“

Verkehrsplan

Was das Durchforsten der Investitionen angeht, hat er eine klare Position: „Solange Regierung und Länder nicht definieren, welches Grundangebot sie haben wollen, sind alle Investitionen fragwürdig. Wir brauchen erst einmal einen Generalverkehrsplan.“ Die ÖBB sind für Hebenstreit mittlerweile kein Verkehrsunternehmen mehr, sondern ein Baukonzern. „Wir müssten zuerst sagen, was wir fahren wollen – und dann darüber nachdenken, welches Loch wir durch welchen Berg graben. Jetzt ist es umgekehrt: Wir bauen drei Tunnel – und wenn man dann fragt, wie viele Züge da durchfahren werden, heißt es: Das wird der liberalisierte Markt schon regeln.“

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