ÖBB-Chef Matthä entschuldigt sich öffentlich bei den Bahnkunden

ÖBB-Chef Matthä entschuldigt sich öffentlich bei den Bahnkunden
Der Vorstandsvorsitzende räumt ein, "vielleicht zu optimistisch geplant zu haben".

Der Ärger über die Zugverbindungen sorgt nun für offene Worte in der obersten Ebene. ÖBB-Chef Andreas Matthä räumt ein, dass man momentan die gewohnte Qualität "leider nicht" halte. "Dafür möchte ich mich entschuldigen". Damit schwenkt der oberste Bahnboss in seiner öffentlichen Kommunikation um: Im Juni hatte er gemeint, der rasche Anstieg der Passagierzahlen fordere die ÖBB "ein bisschen". Vergangene Woche sprach er von "Wachstumsschmerzen": Nun räumt Matthä ein, "vielleicht zu optimistisch geplant" zu haben.

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Heute ist eine Pressekonferenz mit der Verkehrsministerin anberaumt

Diese Selbstkritik übte Matthä in einem aktuellen Gespräch mit der Kronen Zeitung ein. Heute tritt Matthä  auch öffentlich auf: Um 13.00 Uhr stellt Matthä gemeinsam mit Verkehrsministerin Leonore Gewessler einen "Entwurf Bahnausbau für das Zielnetz 2040" vor. Auch dort wird der ÖBB-Chef wohl mit Fragen zum aktuellen Zustand der Bahn konfrontiert sein.

Die Probleme summierten sich im vergangenen Jahr. 

Hier schaukelten sich zwei Entwicklungen gemeinsam hoch: 2023 gab es mit mehr als 480 Millionen Fahrgästen mit Bus und Bahn einen "Jahrhundertrekord"; wie Matthä vor einigen Tagen im KURIER sagte. "Gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 ist das ein Plus von über 20 % im Fernverkehr und das trotz des verstärkten Homeoffice." Gleichzeitig plagen die Bahn die Unsicherheit bei den Lieferketten. Im Vorjahr beklagte man "fast monatlich Verspätungsmeldungen aus der Zulieferindustrie", etwa bei neuen Railjets und Nightjets.

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Neue Züge dauern noch

So schafft es Siemens nicht, die ersten acht der versprochenen Railjets der zweiten Generation vor April zu übergeben. Auch zeigt der Hochgeschwindigkeitszug einige Jahre früher als gedacht erste Ausfallserscheinungen. Von hinausgepressten Türen bis zu verlorenen Kleinteilen gab es zahlreiche Vorfälle vor allem auf der Höchstgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wien und St. Pölten. 

2023 lag die Pünktlichkeit gesamt bei 95 Prozent. 2024 liegt der Planwert bei über 96 Prozent

  • Pünktlichkeit gesamt    95,0 Prozent
  • Nahverkehr                    95,7 Prozent
  • Fernverkehr                   80,3 Prozent

2022

  • Pünktlichkeit gesamt    95,5 Prozent
  • Nahverkehr                    96,1 Prozent
  • Fernverkehr                   81,4 Prozent

2021

  • Pünktlichkeit gesamt    96,7 Prozent
  • Nahverkehr                    97,1 Prozent
  • Fernverkehr                   87,8 Prozent

Chaos im Dezember

Im Dezember sorgten defekte Railjets, für ein Chaos auf der Südbahn. Im Zuge starker Schneefälle im Dezember waren diese beschädigt worden sind. Railjets wurden reihenweise durch Schnellbahnen ersetzt oder hatten defekte WCs. Ähnliche Vorfälle gab es schon im Sommer. 

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