Nur wenige Unternehmen können fehlendes Gas rasch ersetzen

Nur wenige Unternehmen können fehlendes Gas rasch ersetzen
Unternehmen sollen auf andere Energieträger umsteigen, was schwierig und teuer ist. Wirtschaft erhöht Druck auf Bundesregierung.

Es ist eine Mammutaufgabe: Die EU-Staaten sollen bis März 2023 ihren Gasverbrauch um 15 Prozent senken. Damit das in Österreich gelingt, hat Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) heimische Unternehmen in die Pflicht genommen. Sie sollen Gas durch alternative Energieträger wie Öl oder Biomasse ersetzen. Und zwar dann, wenn es wirtschaftlich und technisch bis zum Winter möglich ist. Die betreffende Verordnung ist in Begutachtung.

Doch wie groß ist der Beitrag, den die Unternehmen tatsächlich leisten können? Ausbaufähig. Das zeigt eine Umfrage des Complexity Science Hub (CSH) für die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) unter 1.041 Betrieben, die Gas verwenden.

Verheerende Auswirkungen

Ergebnis: Innerhalb eines Monats können nur fünf Prozent dieser Unternehmen zumindest 75 Prozent ihres Gasverbrauchs durch alternative Energieträger ersetzen. Weitere 20 Prozent wären innerhalb eines Jahres dazu in der Lage, 28 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Kaum oder gar nicht umstellen können 29 Prozent.

Grundsätzlich seien die Unternehmen bestrebt, die Gasabhängigkeit zu reduzieren, heißt es. Ein Drittel der Gas-verbrauchenden Unternehmen hat bereits Maßnahmen ergriffen, ein weiteres Drittel plant, den Gasbedarf zu senken.

Diese Bereitschaft ändert allerdings nichts daran, dass ein kurzfristiger Gaslieferstopp verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft hätte. Dreht Russland den Gashahn zu, müssten 27 Prozent der Unternehmen ihre Produktion kurzfristig einstellen. Ganze 17 Prozent würden acht Wochen brauchen, um den vollständigen Betrieb wieder aufzunehmen.

Nur wenige Unternehmen können fehlendes Gas rasch ersetzen

Große Hürden

Damit ein Umstieg überhaupt leistbar wird und die EU-Vorgaben nicht in weite Ferne rücken, müssen laut Umfrage mehrere große Hürden beseitigt werden. Der Umstieg auf alternative Energieträger – etwa Ölkessel – ist teuer. Zwei Drittel der Unternehmen sehen diese hohen Investitionskosten als Problem. Weiters sind alternative Energieträger nicht immer verfügbar. Und: Öl verbrennt langsamer als Gas, ist umweltschädlicher, verursacht damit höhere Kosten beim Emissionshandel.

Ein Energieträgerwechsel würde derzeit zu lange dauern und sei zu kostenintensiv, bilanziert die WKÖ. „Die Regierung muss rasch die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, um einen Fast-Track-Energiewechsel zu ermöglichen“, sagt Jürgen Streitner, WKÖ-Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik. Gelinge das nicht, sei es kaum möglich, „die EU-Vorgabe zu erfüllen und den Erdgasverbrauch in den folgenden neun Monaten um 15 Prozent zu senken“.

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