Nowotny warnt vor Stammtisch-Politik

Nowotny warnt vor Stammtisch-Politik
Der Notenbankchef erteilt der Wiedereinführung des Schilling eine klare Absage. Er warnt vor einem "finanziellen Sarajevo".

Nationalbank-Chef Ewald Nowotny hat in Alpbach vor Stammtisch-Politik, Kurzschluss-Handlungen und gar einem geldpolitischen "Sarajevo" in Anspielung auf das Attentat von 1914, das zum 1. Weltkrieg geführt hat, gewarnt. Ein Rauswurf der Griechen aus der Euro-Zone oder die Rückkehr zum Schilling wären für Nowotny solche fatalen Maßnahmen, die aufgrund vermeintlicher Volksmeinungen gesetzt werden, ohne sich ihrer enormen Risiken bewusst zu sein.

Für Nowotny wäre vor allem eine isolierte Schilling-Wiedereinführung schlicht eine "ökonomische Katastrophe". Auch Frank Stronach, der die Debatte neu entfacht hat, sei ja im praktischen Leben an stabilen Währungsverhältnissen durchaus interessiert, meinte Nowotny am Forum Alpbach. Nowotny: "Stronach muss das irgendwo hinein gerutscht sein."

ESM Zur Stabiliserung der Euro-Zone plädiert die Nationalbank auf die möglichst rasche Einführung des dauerhaften Rettungsschirmes ESM. Hier ist beispielsweise noch das Urteil der Karlsruher Verfassungsrichter am 12. September ausständig.

In engerem Konnex zum ESM steht auch die heikle Frage einer europäischen Bankenunion. Denn: Marode Euro-Banken bekommen Zugang zu den ESM-Hilfsmilliarden sobald ein "einheitlicher Aufsichtsmechanismus" eingerichtet worden ist. Die große Gefahr ist derzeit, dass zwar die neue EU-Bankenaufsicht auf dem Papier mit 1. 1. 2013 für startklar erklärt wird, um Hilfsmittel für spanische Banken frei geben zu können. Dann aber das insgesamte Thema "Bankenunion" (also inklusive EU-Einlagensicherung, Banken-Stabilitätsfonds und Abwicklungsbehörde) völlig verwässert wird.

Weidmann

Überschattet wird diese Debatte und vor allem die Frage neuerlicher Staatsanleihenkäufe durch die EZB durch die Rücktrittsgerüchte um Bundesbank-Chef Jens Weidmann. Weidmann stemmt sich innerhalb der EZB gegen den teuren Versuch, über den Anleihenkauf die Zinslast etwa für Spanien oder Italien zu drücken.

Mit Norbert Walter, den langjährigen Chefvolkswirten der Deutschen Bank, hat Weidmann einen Mitstreiter verloren. Walter starb am Freitag im Alter von 67 Jahren.

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