Novomatic-Chef Wohlfahrt nimmt den Hut

Franz Wohlfahrt tritt nach zehn Jahren ab.
Beim Glücksspielkonzern werden die Karten neu gemischt. Nachfolger wird Harald Neumann.

Der Überraschungseffekt in der Branche ist groß. Völlig unerwartet kündigte die heimische Novomatic-Gruppe, einer der weltweit größten Glücksspielkonzerne, den Abgang des Vorstandsvorsitzenden Franz Wohlfahrt an. Nach zehneinhalb Jahren an der Spitze und mit einer Erfolgsbilanz, die sich sehen lassen kann, beschloss der 54-jährige Workaholic und Jurist offenbar, seine Lebensplanung zu ändern.

Sein Nachfolger wird mit 1. Oktober Harald Neumann, der seit drei Jahren im Management der zentralen Konzern-Tochter Austrian Gaming Industries sitzt und für etliche internationale Projekte zuständig ist. Neumann startete seine Karriere bei Alcatel, wechselte 2003 ins oberste Management des Bundesrechenzentrums (BRZ) und 2007 zum Security-Dienstleister G4S. Seine Erfahrung als Bundesrechner kann Neumann künftig gut gebrauchen. Alle Automaten müssen laut Gesetz zwecks Kontrolle ans BRZ angeschlossen werden. Neumann wurde von Insidern schon länger als der kommende Spitzenmann bei Novomatic gehandelt. Spekulationen in der Branche, Wohlfahrt habe sich nicht mehr so gut mit Thomas Graf, einem der Söhne von Konzerngründer und Eigentümer Johann F. Graf verstanden, werden heftig dementiert. Der Junior ist ebenfalls im Management des Konzerns, den der Senior sehr straff regiert.

Jedenfalls bleibt Wohlfahrt weiterhin als Berater und Aufsichtsrat von Beteiligungen im Spiel. Gut möglich, dass der auf Glücksspiel spezialisierte ehemalige Anwalt mit seinem Abgang nur noch so lange zuwartete, bis die Vergabe der Casinos-Konzessionen entschieden wurde. Novomatic erhielt wie berichtet eine Lizenz für den Wiener Prater sowie für einen Standort in Bruck/Leitha.

Als Novomatic-Chef hatte Wohlfahrt geschickt ein politisches Netzwerk aufgebaut. Der Versuch, mithilfe des Lobbyisten Peter Hochegger und des Grasser-Spezi Walter Meischberger das Glücksspielgesetz zu liberalisieren, scheiterte allerdings. Novomatic wuchs unter Wohlfahrts Leitung kräftig auf 3,5 Umsatzmilliarden und zählt nach Red Bull und Swarovski zu den wertvollsten Marken Österreichs.

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