Die großen Absatzmärkte liegen ohnehin fernab der Heimat, etwa in China, wo Northland mit einem Partner mehr als 500 Geschäfte eröffnet hat und auch einen Großteil der Ware produzieren lässt. Noch. „Wir versuchen seit sechs Jahren Teile der Produktion nach Europa zurück zu holen“, sagt Pichler.
Gelungen sei das teilweise bei T-Shirts, die nun in Portugal gefertigt werden, bei Hosen (Türkei) und Schuhen (Italien). Aufwendigere Teile wie Anoraks und Funktionskleidung kommen aber weiterhin aus China.
„Wir haben über eine Verlagerung nach Kroatien nachgedacht und dort schon entsprechende Gespräche geführt“, erzählt Pichler. Letztlich hätte sich herausgestellt, dass eine Näherin in Kroatien mit 400 Euro weniger verdient als eine Näherin in China, deren Lohn Pichler mit 550 bis 600 Euro im Monat beziffert. Pichler: „Bedenkt man, dass die Lebenshaltungskosten in Kroatien um ein Vielfaches höher sind als in China, ist es doch pervertiert, die gesamte Produktion hierher zurück zu holen.“
China ist übrigens auch der größte Absatzmarkt von Northland, die Ware ist aber nicht die gleiche, die in Europa verkauft wird. „In China braucht man tendenziell keine Ausrüstung für eine Matterhorn-Besteigung, sondern eher etwas Bequemes für ein Picknick mit Freunden“, spitzt es Pichler zu. Auch die Farben (Pastell für China) und Schnitte seien anders. Ob die von den Winterspielen beflügelte Freude am Skisport nachhaltig sein wird, bezweifelt Pichler. „Was fehlt, ist die Hüttengaudi und das Naturerlebnis“, sagt er mit Verweis auf Skigebiete, in denen der Schnee ausschließlich aus Schneekanonen kommt.
Der bisher zweitstärkste Absatzmarkt von Northland „implodiert“ gerade, wie es Pichler formuliert. Die Rede ist von Argentinien. Pichler dazu im KURIER-Gespräch:
Zu Spitzenzeiten hat Northland hier acht Millionen Euro im Jahr eingespielt, mit der Krise des Landes ist auch das Geschäft erodiert. An einen Rückzug aus dem Exportmarkt denkt Pichler aber nicht. „Wir arbeiten seit 17 Jahren mit unserem Partner vor Ort zusammen, wir beliefern ihn weiter.“ Schließlich würden nach wie vor Anoraks gebraucht werden.
Etwa in den Skigebieten: „Dort boomt der Tourismus und mit ihm das Verleihgeschäft für Skibekleidung. Für Touristen aus Brasilien oder Uruguay ist ein Skiurlaub derzeit ja richtig billig.“ Und die wenigsten würden mit der eigenen Ausrüstung anreisen.
Am Heimmarkt hat Pichler, der jährlich rund 80 Millionen Euro umsetzt und in Österreich aktuell rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, gerade eine Kooperation mit dem Sportartikelhändler Sport 2000 abgeschlossen. Künftig bündeln die beiden unter anderem den Einkauf. In Österreich ist Northland aktuell mit 30 eigenen Standorten vertreten.
Sportartikelmarkt Österreich
In Österreich ist der Sportartikelmarkt fest in Händen von wenigen Playern. Marktführer ist laut Branchenzahlen Intersport, gefolgt von der Händlergemeinschaft Sport 2000 und Hervis.
Am Markt wird mit harten Bandagen gekämpft. Marken wie Nike schrumpfen ihre Verkaufsteams zusammen und konzentrieren sich auf Großabnehmer, sagen Branchenkenner. Damit werden Einkaufsgenossenschaften wie Sport 2000 wieder gestärkt, findet zumindest Vorstand Holger Schwarting: „Es klopfen wieder mehr freie Händler bei uns an.“ Auch weil die Welt des Sporthandels komplexer wird – von der Warenwirtschaft bis zum digitalen Marketing.
Neu im Verbund ist auch der Liezener Onlinehändler geomix, der sich auf Fußball und die Ausstattung von Vereinen spezialisiert hat. Das Unternehmen kommt ursprünglich aus der IT, hat laut eigenen Angaben 1.500 Vereinen kostenlos eine Website gebaut, bevor 2013 der Webshop an den Start ging. „Somit haben sie uns damals schon gekannt“, sagt Geschäftsführer Harald Lemmerer, der mittlerweile zum drittgrößten Teamsporthändler Europas aufgestiegen ist.
Währenddessen verschwindet das Teamsportgeschäft zunehmend aus dem klassischen Handel. Schwarting: „Vor zehn Jahren hatten wir noch 70 Händler, die sich damit beschäftigt haben, jetzt sind es zehn.“ Der Grund: Das Geschäft sei beratungsintensiv und wird auch von der Industrie kaum mehr bedient, da es nicht mehr genügend Außenmitarbeiter geben würde.
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