Normen-Flut macht Wohnbau viel zu teuer

Wohnbau Wagramerstraße; Bauherr: FAMILIE - gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, Architekturbüro: schluderarchitektur
Der geförderte Neubau könnte bis zu einem Viertel billiger sein, würde die überbordende Zahl an Vorschriften reduziert, sagen die Bauträger.

Es müssen Holzfenster sein, auch wenn sie im Durchschnitt um 40 Prozent mehr kosten als Kunststofffenster. Bauträger, die in Wien eine geförderte Wohnanlage errichten wollen, müssen diese Vorschrift aber einhalten. So will es das Wiener Wohnbauförderungsgesetz. In den anderen Bundesländern sind auch Kunststofffenster erlaubt.

"Da gibt es in Österreich ohnehin schon neun verschiedene Bauordnungen. Und dann setzen die Länder mit den Wohnbaufördergesetzen noch zusätzliche Auflagen drauf", ärgert sich Karl Wurm, Obmann des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen. Die Folge sei, dass gefördertes Bauen fast so teuer sei wie der frei finanzierte. 2000 Euro koste die Errichtung einer geförderten Wohnung pro Quadratmeter im Österreich-Durchschnitt. Wien sei mit 1760 Euro etwas billiger, weil die Wohnungsanzahl pro Bau höher sei.

Nicht leistbar

Kostentreiber sind aber auch die vielen Normen, strenge Vorschriften für Brandschutz, Energie-Standards oder den verpflichtenden Einbau von Gemeinschaftsflächen. Die Praxis zeige, dass Gemeinschaftsräume bei den Bewohnern nicht den erwarteten Anklang fänden.

Gemeinnützige und gewerbliche Bauträger haben sich erstmals zur "Plattform Wohnungsbau" zusammengeschlossen, die Vorschläge zur Kostensenkung im Wohnungsneubau präsentieren. Dabei geht es etwa um "moderate Reduktion der Schallschutzanforderungen an Fenster", Durchforstung der Normen auf ihre Kosteneffizienz oder eine Vereinheitlichung der Energieausweise.

Zudem fordern die Bauträger mehr Selbstbestimmung. Sie wollen entscheiden können, wann und ob sie Gemeinschaftsräume oder Tiefgaragen errichten.

Die Verpflichtung zu Autostellplätzen pro Wohnung sei einer der größten Kostentreiber, sagen die Wohnbauträger. Tiefgaragen kosteten bis zu 18.000 Euro pro Stellplatz, sagt Alfred Früh, Sprecher der Gemeinnützigen. Das können sich viele Menschen nicht mehr leisten.

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