Nokia will neues Smartphone nicht selbst bauen

Nach der heuer ablaufenden Frist darf Nokia wieder Handys verkaufen.
Der einstige Marktführer bei Handys liebäugelt mit Rückkehr ins Geschäft.

Nokia und Smartphones - das ist wahrlich keine Erfolgsgeschichte, sondern vielmehr eine, die zur Zerschlagung des einstigen Handyriesen führte. Kein Wunder also, dass sich Nokia mit einer Rückkehr seiner Marke ins Smartphone-Geschäft Zeit lassen will. Es gebe keinen Zeitplan und auch keinen Druck, erklärte Konzernchef Rajeev Suri am Sonntagabend bei der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona.

Nokia will neues Smartphone nicht selbst bauen
epa05051946 Rajeev Suri, President and Chief Executive Officer (CEO) of Finnish telecommunications company Nokia, speaks during The Extraordinary General Meeting (EGM) of Nokia Corporation, in Helsinki, Finland, 02 December 2015. Finnish-based Nokia is seeking to complete a planned merger with Alcatel-Lucent of France. EPA/KIMMO BRANDT FINLAND OUT
Dass Nokia trotz der schlechten Erfahrungen mit Smartphones überhaupt mit einer Rückkehr ins Geschäft liebäugelt, wundert ebenfalls niemanden, der einen Blick auf die Zahlen des weltweiten Mobilfunkmarktes geworfen hat: Im Vorjahr wurden 1,4 Milliarden Smartphones verkauft, das Wachstumspotenzial in Schwellenländern ist beträchtlich (weitere Details: siehe unten).

Microsoft-Frist läuft heuer ab

Nokia konzentriert sich seit dem Verkauf seiner Handy-Sparte an Microsoft auf das Geschäft als Ausrüster von Telekom-Netzwerken. Heuer laufen aber mit Microsoft vereinbarte Fristen ab, nach denen der einst populäre Name Nokia wieder auf Handys auftauchen könnte.

Nicht selbst produzieren

Der finnische Konzern machte zugleich bereits deutlich, dass er eher einen Partner aussuchen würde, der die Geräte produziert, statt das Geschäft wieder komplett selbst zu betreiben. Auf diese Weise kam bereits ein Nokia-Tablet auf den Markt.

In Barcelona stellte Nokia auch Fortschritte bei der Entwicklung der nächsten schnellen Mobilfunk-Generation 5G in den Vordergrund und gab einen 350 Mio. Dollar (315,4 Mio. Euro) schweren Fonds für Investitionen in das Internet der Dinge bekannt.

Am Montag beginnt mit dem Mobile World Congress in Barcelona das wichtigste jährliche Treffen der Telekom-Branche. Einige Eckpunkte zu der boomenden Mobilfunk-Industrie:

  • Im vergangenen Jahr wurden insgesamt gut 1,4 Milliarden Smartphones verkauft. Das waren um rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Das Wachstum kommt vor allem aus Schwellenländern wie Indien oder Indonesien, in denen meist günstige Geräte gefragt sind. Damit wächst die Rolle chinesischer Hersteller, die solche Smartphones anbieten.
  • Samsung verkauft seit Jahren die meisten Smartphones, aktuell kommt rund jedes fünfte Computer-Telefon weltweit von den Südkoreanern.
  • Apple mit seinem iPhone folgt dahinter mit etwa 18 Prozent Marktanteil. Da der US-Konzern aber auf günstige Modelle in seinem Angebot verzichtet, landet bei ihm der Großteil der Gewinne der Branche.
  • Ende 2015 gab es weltweit nach Berechnungen des Netzausrüsters Ericsson rund 7,3 Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse, davon wurden 3,4 Milliarden per Smartphone genutzt. Zum Jahr 2021 dürften aber bereits 6,4 Milliarden Computer-Telefone im Markt sein
  • In den USA und Westeuropa werden kaum noch einfache Handys verkauft, selbst in China haben Smartphones einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent beim aktuellen Absatz. In Indien oder Afrika machen Computer-Telefone dagegen erst rund die Hälfte der Verkäufe aus.
  • In Westeuropa wird pro Smartphone durchschnittlich ein Datenvolumen von zwei Gigabyte monatlich übertragen. In Nordamerika sind es 3,8 Gigabyte.
  • Googles Android ist das dominierende Smartphone-Betriebssystem mit einem Marktanteil von gut 80 Prozent. Apples iOS füllt weitgehend den Rest aus, für andere Plattformen bleibt nur wenig Platz. So kam Microsofts Windows Phone zuletzt laut Analysten gerade einmal auf ein Prozent Marktanteil. Das hauseigene System des Smartphone-Pioniers Blackberry ist praktisch bedeutungslos geworden und könnte eingestellt werden. Das Firefox OS wurde bereits aufgegeben.

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