Kampf um Lauda-Erbe: Stiftung erhebt schwere Vorwürfe gegen Witwe

Niki Lauda und seine Witwe Birgit.
Laudas Anwalt spricht erstmals über die großzügige Vorsorge für die Familie. Er wirft Witwe Birgit vor, auf Kosten ihrer Kinder Max und Mia mehr Geld aus der Stiftung ziehen zu wollen.

Ein Jahr nach Niki Laudas Tod im Mai 2019 klagte seine Witwe Birgit, 47, die Privatstiftung des Ex-Formel-1-Weltmeisters auf 30,5 Millionen Euro. Einen der beiden Prozesse hat sie kürzlich verloren.

KURIER: Birgit Lauda hat die Privatstiftung Lauda auf ihren Pflichtteil geklagt. In Österreich hat jede Ehefrau Anrecht auf einen Pflichtteil, warum wird seit fünf Jahren vor Gericht gestritten?

Haig Asenbauer: Birgit Sieberer-Lauda hat die Stiftung auf 22 Millionen Euro geklagt und eine Tochtergesellschaft der Stiftung auf 8,5 Millionen. Sie sieht das als ihren Pflichtteil. Sie ist der Meinung, dass das, was sie schon zu Lebzeiten von Niki bekommen hat und was sie aus der Stiftung bekommt, zu wenig ist.

Gibt es Urteile?

Die Berichterstattung in diversen Medien, wonach Birgit mit ihren Klagen erfolgreich gewesen sei und sich mit dem ersiegten Geld ein Liebesnest in Kitzbühel gekauft habe, entspringt Fantasie- und Wunschvorstellungen. Tatsächlich sind beide Gerichtsverfahren in erster Instanz nunmehr abgeschlossen.

Im Verfahren um die 8,5 Millionen wurde ihre Klage zur Gänze abgewiesen und sie zum Ersatz der Verfahrenskosten in Höhe von 700.000 Euro verurteilt. Sie hat dagegen berufen. Im anderen Verfahren ist das Beweisverfahren abgeschlossen und wird das Urteil in den kommenden Wochen erwartet.

Niki Lauda hat immer wieder betont, er möchte, dass nach seinem Tod noch Vermögen für einige Generationen vorhanden ist. Ist das der Sinn seiner Stiftung?

Ja, Niki gründete die Stiftung 1997 als Familienstiftung. Die Stiftung soll die Familie – und nur diese – über mehrere Generationen versorgen. Birgit versucht mit ihren Klagen, diese Konstruktion und damit den Willen von Niki zu konterkarieren. Alles, was sie verlangt, geht zulasten ihrer eigenen Kinder.

Kampf um Lauda-Erbe: Stiftung erhebt schwere Vorwürfe gegen Witwe

Niki und Birgit Lauda.

Warum zulasten der Kinder und betrifft das auch Lukas und Matthias aus der ersten Ehe mit Marlene?

Es trifft ausschließlich ihre eigenen Kinder. Niki hat festgelegt, dass im Fall von Klagen einer Mutter – Birgit oder Marlene – die jeweiligen Kinder belastet werden. Damit die Vermögensaufteilung zwischen den zwei Familien ausgewogen bleibt. Das weiß Birgit ganz genau, sie negiert aber dieses grundlegende Problem, dass sich ihre Klagen nur am Papier gegen die Stiftung, wirtschaftlich aber gegen ihre eigenen Kinder Max und Mia richten. Während Marlene, Lukas und Matthias anerkennen, dass sie eine großzügige Versorgung erhalten, ist Birgit nicht nur unzufrieden, sondern bekämpft die Verfügungen von Niki gerichtlich. Doch der Betrag, den sie allenfalls gewinnen und damit der Stiftung entziehen würde, würde das Vermögen reduzieren, das ihren Kindern heute dient und auch noch in den kommenden Jahrzehnten dienen soll.

Simmt es, dass für Max und Mia Kuratoren bestellt wurden?

Ja. Aufgrund der massiven Interessenskollisionen, die Birgit mit ihrem Vorgehen verursacht hat, hatte das Pflegschaftsgericht zwei Kollisionskuratoren bestellt. Sie waren für die Wahrung der Interessen der Kinder zuständig. An diese Kuratoren mussten Max und Mia Honorare von rund einer Million Euro zahlen.

In der Öffentlichkeit wird es so dargestellt, die schwerreiche Stiftung des geizigen Lauda verwehre der armen Witwe, die ihm eine Niere gespendet hat, was ihr zusteht.

Wir sehen das als posthum üble Nachrede auf Niki, das ist eine Gemeinheit. Da Niki dazu nichts mehr sagen kann, ist es unsere Aufgabe, einiges klarzustellen. Da wurde z. B. die Behauptung in die Welt gesetzt, Niki habe seine Kinder mit Birgit „vergessen“ oder gar übergangen. Tatsächlich hat er verfügt, dass Max und Mia mehr vom Stiftungsvermögen erhalten sollen als die anderen Familienmitglieder. Die Stiftung hat nach den Verfügungen von Niki in den sechs Jahren seit seinem Tod mehr als 30 Millionen Euro an Familienmitglieder ausbezahlt, davon die Hälfte an Birgit und ihre Kinder. In Form von Geld und von Sachleistungen.

46-219840250

Lauda-Anwalt und Stiftungsvorstand Haig Asenbauer.

Welche Leistungen?

Die Zurverfügungstellung einer Villa in Wien und eines mehrere Hektar großen Anwesens in Ibiza mit Gästehäusern, Pool, Tennisplatz und Pferdeställen, mehrere Hausangestellte. Weiters alle Betriebs- und Energiekosten, Erhaltung, Instandsetzung, drei Luxus-Autos, Krankenversicherung, Schulgeld für Privatschulen in Wien und in der Schweiz, die Aufwendungen für den gesamten luxuriösen Lebenswandel, Urlaube, sowie ein monatlich fünfstelliger Betrag zur freien Verfügung.

Was kostet dieses Rundum-Sorglos-Paket?

Monatlich insgesamt rund 150.000 Euro. Darum sehen wir das als posthume Kränkung desjenigen, der das alles für Birgit und ihre Kinder eingerichtet hat.

Das alles gefällt den Stiftungsvorständen halt nicht.

Das ist keine Frage, was uns gefällt oder nicht. Wir sind verpflichtet, Nikis großzügige Verfügungen umzusetzen. Wir haben weder persönliche Interessen noch Emotionen. Wir sehen es als unsere Pflicht, die Angriffe von Birgit auf das Vermögen ihrer Kinder abzuwehren.

Was ist mit dem Privatjet und der Jacht? Verkauft?

Ja. Niki hatte persönlich alle Kosten für die Jacht zu tragen, die eine ständige Crew von mehr als zehn Mitarbeitern gebraucht hat. Mit seinem Ableben war die Übernahme der Kosten nicht mehr gegeben. Der Betrieb von Business Jets war für die Stiftung ein Geschäftsmodell. Ein erheblicher Teil der Einnahmen hing mit Werbeverträgen und der Tätigkeit von Niki bei der Formel 1 zusammen. Ohne diese Einnahmen war ein Behalten der Business Jets aus wirtschaftlichen Erwägungen ausgeschlossen.

Wenn Birgit Lauda wieder heiratet, ist Schluss mit dem Sorglos-Paket?

Eine Wiederverehelichung von Birgit ändert nichts am Sorglos-Paket für die Kinder.

FILMPREMIERE "RUSH - ALLES FÜR DEN SIEG" - RED CARPET: LAUDA

Apropos Wirtschaftlichkeit. Wie steht es um das Stiftungsvermögen?

Unsere Aufgabe ist dessen Verwaltung und die Versorgung der Familie. Ein Teil ist sehr eng mit dem Andenken von Niki verbunden. Als Halter seiner Namens- und Vermarktungsrechte wollen wir das Andenken an Niki aufrechterhalten. Wir stellen dabei fest, dass das Interesse an Niki nicht geringer, sondern immer größer wird. Daher haben wir vor einem Jahr Verträge über die Produktion einer neuen Dokumentation über Niki abgeschlossen, die auf namhaften Streamingdiensten und im TV zu sehen sein wird. Wir haben seinen Namen für einen straßentauglichen Rennwagen lizenziert. Internationale Agenturen wollen Vermarktungsrechte, andere wollen Museen, Gedenkstätten uvm. errichten. Lukas, der älteste Sohn, unterstützt uns dabei sehr. Und anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Nikis Weltmeistertitel mit Ferrari sind wir mit Ferrari eine Kooperation eingegangen.

Das ist der eine Teil ihres Jobs, der andere ist die Verwaltung des Vermögens. Hat die Stiftung nicht in Benkos Signa Prime und Pierers KTM investiert?

Wir haben in Signa Prime investiert und sind 2020 rechtzeitig mit einem hohen Gewinn wieder ausgestiegen. Einen Teil der Signa-Veranlagungsgewinne haben wir in KTM/Pierer Mobility investiert. Wir müssen im Nachhinein feststellen, dass Pierer Mobility nicht das Vorzeigeunternehmen war, als das es Stefan Pierer gerne dargestellt hat.

Sondern?

Ganz im Gegenteil. Dort sind in der Vergangenheit Dinge geschehen, für die wir gemeinsam mit anderen Anlegern Herrn Pierer und weitere Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen werden.

Wie hoch ist das Stiftungsvermögen? Angeblich mehr als 100 Millionen Euro?

Dazu kann ich so viel sagen, dass wir trotz KTM seit Nikis Tod einen Vermögenszuwachs von 20 Prozent erzielt haben, ohne die Berücksichtigung von Wertzuwächsen im Immobilienvermögen. Ich denke, dass wir damit in Zeiten wie diesen zufrieden sein können.

Soll mit Birgit ewig weitergestritten werden?

Wir wünschen uns, dass Birgit ihre Klagen beendet und wieder Frieden in die Familie einkehren kann.

 

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