„Ich habe mir gedacht: Schauen wir, dass wir einen European Business Park machen, damit kleine und mittelständische Unternehmen nach Nigeria kommen“, sagt Gebauer, der zwischen Nigeria und Österreich pendelt. Auf vier Wochen Nigeria folgen zwei Wochen Österreich.
Tatsächlich wurde der Business Park in Enugu am 25. November 2022 eröffnet. Mit dabei war auch Peter Mbah, der spätere Regierungschef der Region Enugu.
„Er war begeistert und hat gesagt, wenn er Landeshauptmann wird, will er, dass ich etwas für ihn mache“, erzählt Gebauer. Mbah hat tatsächlich die Wahl gewonnen und Gebauer als ersten Europäer ins Übergangskomitee der Regierung geholt. Gebauers Zuständigkeitsbereiche wurden Wasser und Müll.
„Die 1,2 Millionen Einwohner von Enugu City wurden die vergangenen 20 Jahre nur mit Wasser aus Tankwagen versorgt, obwohl 15 Kilometer außerhalb der Stadt eines des größten Wasserreservoirs Afrikas existiert“, schildert Gebauer. „Man war nicht im Stande, das Wasser über Leitungen in die Stadt zu bringen. Es gab Korruption. Teile der früheren Regierung waren im Tankerbusiness.“
Der Kubikmeter Wasser per Tankwagen kostete vier Euro. Im Vergleich dazu kostet ein Kubikmeter Wasser in Österreich 1,83 Euro. „Ich war der Einzige, der sich für den Bereich Wasser gemeldet hat, weil niemand diese heiße Kartoffel angreifen wollte“, sagt Gebauer. „Da musst du schon ein bisserl einen Schuss haben.“
Schillernder Macher
Der 58-jährige Gebauer hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Der Jurist übernahm in den 90-ern die insolvente Firma Tiroler Loden. Im Jahr 2001 kam es dort zu einem Großbrand. Gegen Gebauer wurde wegen Brandstiftung ermittelt, das Verfahren entpuppte sich als rechtswidrig, und es wurde eingestellt. Seine Connection zu Jörg Haider führte im Jahr 2006 dazu, dass Gebauer Tiroler Spitzenkandidat des BZÖ wurde. Schon 2007 kehrte er der Politik den Rücken und wurde Geschäftsführer der Skifirma Kneissl, die der Investor Scheich Mohammed Bin Issa Al Jaber übernommen hatte. Vier Jahre später musste Kneissl Insolvenz anmelden, Gebauer sanierte das Unternehmen und stieg bei Kneissl aus.
Danach zog es den sechsfachen Vater in die Mongolei und nach Usbekistan, wo er für verschiedene Unternehmen tätig war.
Zurück nach Nigeria. Da der Steirer mangels einer nigerianischen Staatsbürgerschaft nicht Minister werden konnte, wurde er im Juni 2023 zum Sonderberater für Wasser und Müll des Regierungschefs in Enugu ernannt.
Ausbildung vor Ort
„Mbah größtes Wahlversprechen war, dass er binnen 180 Tagen Wasser in die Stadt leiten lässt. Das haben wir gehalten. Dadurch hat er die Wahl gewonnen“, sagt Gebauer, der vor Ort „The Water Man“ genannt wird. „Wir haben 16 rund 150 Meter tiefe Bohrlöcher gebohrt, neue Leitungen gelegt und haben in Enugu-City 95 öffentliche Entnahmestellen gebaut.“ Nachsatz: „Wir haben eine der modernsten Wasserproduktionen hingestellt für 2,8 Millionen Dollar.“ Den Großteil der Verrohrung hat die oberösterreichische Firma KE Kelit gemacht. Die Wasserleitung transportiert derzeit täglich 70.000 Kubikmeter, und am Ende sollen es 200.000 Kubikmeter werden. Jetzt kostet der Kubikmeter Wasser in Enugu-City nur noch 60 Cent.
„Wir müssen schauen, dass wir die gesamten Wasserleitungen in den Griff kriegen“, sagt er. Sie sind veraltet, halten dem Druck nicht stand, platzen. Indes wird nun die ursprüngliche Idee der ICMPD, junge Nigerianer auszubilden, vor Ort umgesetzt. Im „Center of Practical Skills“ in Enugu-City wurden 100 Nigerianer in den Sparten Installation, Bau und Elektrik ausgebildet.
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