Niedrigzinsen vertreiben Bausparer

Bei Kleinbausparverträge fressen oft die Gebühren die Zinsen auf.
Österreichs Bausparkassen verlieren Kleinsparer, die Summe der Spareinlagen steigt trotzdem.

Die österreichischen Bausparkassen sind mit dem Jahr 2017 insgesamt zufrieden, an ein paar Stellen drückt aber trotzdem der Schuh. "Wir sehen zwar einen Rückgang beim Abschluss neuer Bausparverträge, gleichzeitig aber einen Anstieg beim Spareinlagenbestand", sagt Manfred Url, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse und Vorsitzender des Arbeitsforums Österreichischer Bausparkassen.

Der Rückgang im Neugeschäft um 9,7 Prozent von 773.629 auf 698.571 Verträge liege daran, dass sich kleine Bausparverträge mit weniger als 30 Euro Einzahlungssumme pro Monat wegen der Niedrigzinsen nicht rechnen, so Url. Nach Abzug der Gebühren bleibe praktisch nichts übrig. Die Zahl der Bausparkonten sank um 3,7 Prozent von 4,728 auf 4,552 Millionen. Damit ist Österreich in Europa immer noch Bausparland Nummer eins.

Da die durchschnittlichen Einzahlungssummen bei großen Bausparverträgen gestiegen sind, wuchs der Bestand der gesamten Spareinlagen der Bausparkassen von 20,4 auf 20,5 Milliarden Euro. Trotzdem hofft Url, dass die Niedrigzinsphase bald zu Ende geht, für die Branche sei diese sehr "herausfordernd".

Bei der Finanzierungsleistung, sprich der Summe, die 2017 für Bauvorhaben vergeben wurde, erreichten die vier heimischen Bausparkassen – die Raiffeisen Bausparkasse, Start:Bausparkasse, S Bausparkasse und Wüstenrot – mit gut drei Milliarden Euro ein Fünf-Jahres-Hoch. Die Summe aller vergebenen Wohnbaudarlehen der Bausparkassen stieg leicht auf 18,8 Milliarden Euro. Das durchschnittliche Darlehensvolumen liegt derzeit bei rund 140.000 Euro.

Intensiver Wettbewerb

Zu denken gibt Url die stärker werdende Konkurrenz. "Mittlerweile haben sämtliche österreichische Banken das Wohnbausegment entdeckt, der Wettbewerb ist ein sehr intensiver." Auch klagt Url darüber, dass sich das Bausparkassengesetz seit mehr als 20 Jahren nicht verändert habe, der Markt und die Rahmenbedingungen aber schon. Regulierungen seitens der EU und Österreichs hätten die Bausparkassen stärker als die Mitbewerber eingeschränkt, unter anderem was großvolumige Darlehen betreffe. Man suche bei diesem Thema das Gespräch mit der Politik.

2018 werde sich für die Branche nicht viel ändern, "die Themen bleiben die gleichen", sagt Url. Es werde weiterhin viel Wohnraum in Ballungszentren geschaffen, ob die Immobilienpreise weiter steigen oder sich stabilisieren werden, wagte er nicht zu prognostizieren. "Jedenfalls fließt viel Geld aus dem In- und Ausland in dieses Segment." Vorsorgewohnungen sieht er als gutes Vorsorgeprodukt, vor allem, wenn man später selber darin wohne. Er rechnet, dass auch heuer die Nachfrage nach Wohnbaudarlehen anhält. Das Neugeschäft sollte sich nach drei rückläufigen Jahren wieder stabilisieren.

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