Doch die Regeln für die Restaurants und Bars sind streng. Und quer durch die Stadt grübeln Restaurateure mit Maßbändern in der Hand, ob der Gehsteig breit genug ist, ob sich ein oder zwei Tische aufstellen lassen. Und, ob der Sicherheitsabstand von fast zwei Metern gewahrt werden kann. Die Liste der „no-go’s“ ist lang: Fast vier Meter vor der nach einem Feuerhydranten gelten komplett als Sperrzone. Und Feuerhydranten gibt es in der Megacity wie Sand am Meer.
Die Unternehmer kämpfen aber noch mit einem ganz anderen Problem: „Die meisten Mitarbeiter wollen derzeit nicht zur Arbeit kommen,“ klagt Adam von „Otherroom Bar“. Der Grund: Bis Ende Juli gibt es zum Arbeitslosengeld 600 Dollar pro Woche oben drauf. Adam hat den bekannte „Otherroom“ im West Village nach gezählten 95 Tagen wieder aufgesperrt. Mangels Mitarbeitern arbeitet er hier selbst, sowie in der Schwesterbar. „Der rückzahlungslose Kredit der Regierung war nicht wirklich hilfreich, außer man hat ein großes Team. Denn nur 40 Prozent davon können für Miete ausgegeben werden, der Rest für Mitarbeiter. Wahrscheinlich schadet das mehr, als es Gutes bringt.“
Adam und seine Partnerin Alisea versuchen mit kleinen Gags den Leuten mehr Getränke zu verkaufen. „Grab a bag $ 5“ sagt eine Tafel. Wem es egal ist, welches Bier er trinkt, der zahlt “nur” 5 Dollar pro Flasche und die Barkeeperin nimmt irgendein Bier aus der Wanne. Wer dagegen eine bestimmte Marke haben will, zahlt 8 Dollar. „Ich hatte zunächst Angst, mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren,“ sagt Alisea. Denn die Subway in NY war eine regelrechte Virenschleuder und hat zur Verbreitung des Coronavirus maßgeblich beigetragen. Seit Wochen steht die U-Bahn jedoch jede Nacht für ein paar Stunden still, die Wagen werden von oben bis unten gereinigt und desinfiziert.
Während das kultige Macys, das größte Kaufhaus der USA wieder seine Pforten aufgesperrt hat, sind viele Shops in Kultviertel Soho in den historischen Gebäuden mit gusseisernen Fassaden noch mit verbarrikadiert. Hier wird sich demnächst zeigen, wer die Krise bis überlebt hat. Nur vor dem Apple-Store stehen die Kunden rund um das Gebäude an. Corona hat die Megacity lange Zeit schwer im Griff gehabt, mehr als 21.800 Menschen sind bisher gestorben.
„Wir hatten die höchste Ansteckungsrate in den USA und jetzt die niedrigste,“ so New York’s Governeur Andrew Cuomo. Aber er warnt auch gleichzeitig: Sollte es wieder einen Anstieg geben, werde man sofort handeln. NYC ist derzeit in Phase zwei, jetzt dürfen auch wieder Friseure, Immobilienmakler, Geschäfte und Autoverkäufer sowie Reinigungen unter Auflagen arbeiten. Erst in Phase drei dürfen Restaurants Gäste wieder ins Lokal lassen, es gilt halbe Kapazität. Für Kosmetikstudios, Masseure heißt es noch bitte warten. Fitnessstudios, Casinos und Kinos kommen erst in Phase vier dran. Doch dafür hat sich bisher noch keine Region im Staat NY qualifiziert.
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