Wie "New Work" die Probleme am Arbeitsmarkt lösen soll

VonSophie Haller
Studierende, Frauen, die ihre Kinder betreuen müssen, ältere Menschen, die der Pension entgegensehen – sie alle könnten von flexibleren Arbeitszeiten profitieren – und der heimische Arbeitsmarkt von ihnen.
Das liberale Wirtschaftsforschungsinstitut Eco-Austria sieht in einer Studie im Auftrag der Jungen Wirtschaft (JW) in der Wirtschaftskammer erhebliche Potenziale von „New Work“ für den Arbeitsmarkt. Flexible Arbeitsformen könnten die Jobvermittlung verbessern und dabei helfen, neue Arbeitskräfte zu mobilisieren.
Moderner Ansatz
Unter dem Sammelbegriff „New Work“ fasst die Studie neue Arbeitsformen zusammen, die sich von etablierten Modellen unterscheiden. Diese basieren in aller Regel auf räumlicher und zeitlicher Flexibilität.
Zu New-Work-Arbeitsformen zählen unter anderem die Telearbeit, flexible Arbeitszeiten oder länderübergreifendes Arbeiten.
„Gänzlich erforscht ist das Thema noch nicht, da es erst vor Kurzem aufgekommen ist. Einzelne Studien dazu gibt es bereits, etwa über Homeoffice oder Crowdworking“, sagt Monika Köppl-Turyna, Eco-Austria-Chefin und Studienautorin, im Gespräch mit dem KURIER. New Work ermögliche ein besseres „Matching“ (Abgleich) zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt sollen dadurch also besser zueinanderfinden.
„Ein regionaler Mismatch, sprich der Arbeitnehmer ist zu weit entfernt vom Arbeitsplatz, kann durch die Arbeit von zu Hause beseitigt werden“, erläutert Köppl-Turyna. Menschen, die aufgrund von Betreuungspflichten dem Arbeitsmarkt bisher nicht zur Verfügung stehen, könnten durch eine freie Zeiteinteilung oder die Möglichkeit des ortsunabhängigen Arbeitens mobilisiert werden.
Große Branchenunterschiede
Unternehmen könnten andererseits auch Arbeitskräfte aus einem global vernetzten Markt beziehen. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den Branchen. „Große Chancen bietet der Dienstleistungssektor, jedoch funktioniert das Arbeiten aus der Ferne für einen Handwerkerjob zum Beispiel natürlich nicht“, sagt Köppl-Turyna.
Die Expertin erwartet, dass die neuen Arbeitsformen auch durch den Wertewandel künftig mehr genutzt werden. Das betrifft etwa die Abkehr von hierarchischen Unternehmenskulturen und die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Viele Möglichkeiten würden sich zudem durch die Digitalisierung ergeben. In Summe könnte das zu einer Linderung des Fachkräftemangels beitragen.

Prof. Monika Köppl-Turyna
New Work nicht so neu
Laut dem aktuellen Konjunkturbarometer der Jungen Wirtschaft (JW) sind neue Arbeitsformen insbesondere in jungen Unternehmen oft schon Realität. 45 Prozent der mehr als 1.000 befragten Jungunternehmer sollen in den vergangenen drei Jahren flexible Arbeitsformen eingesetzt haben. Die Hälfte der Befragten könnte sich vorstellen, New Work im eigenen Unternehmen zu etablieren.
Die JW fordert mit Verweis auf die Studie die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für flexible Arbeitszeitmodelle. Außerdem fordert sie einen flächendeckenden Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung, eine steuerlich absetzbare Bildungsprämie für Weiterbildung, und ein „Digital Nomad Visum“, also eine temporäre Aufenthaltserlaubnis für Drittstaatsangehörige, die online arbeiten.
Kommentare