Neues Modell: Nach der AHS-Matura in die bezahlte Lehre
Die Lehre absolvieren und dabei bis zu 1850 Euro im Monat verdienen: Bei 28 Industrie- und 15 Großhandelsbetrieben in Oberösterreich ist das schon jetzt möglich. Um den Fachkräftemangel zu lindern, buhlen Betriebe wie Fronius, voestalpine, Miba oder KTM gezielt um AHS-Maturanten, die nicht studieren, sondern gleich beruflich durchstarten wollen. Die Maturanten absolvieren eine auf eineinhalb bis zweieinhalb Jahre verkürzte Lehre in Form einer „dualen Akademie“
Als Anreiz wird dem Lehrling statt der Lehrlingsentschädigung von Beginn an der kollektivvertragliche Mindestlohn – je nach Einsatzgebiet zwischen 1500 und 1850 Euro im Monat – bezahlt. „An die 100 Firmen zeigen Interesse an dieser Form der Ausbildung. Derzeit haben wir 35 Maturanten in der Akademie“, erläutert Eva Schupfer, zuständige Projektleiterin in der Wirtschaftskammer (WKO) Oberösterreich. Derzeit wird die verkürzte Ausbildung in der Lehrberufen Mechatronik sowie „Trade & Logistics“ (Großhandel) angeboten, die Liste der Berufe soll sukzessive erweitert werden.
Lehre für Erwachsene
m Rahmen ihrer am Dienstag präsentierten Bildungsoffensive will die WKO die „Lehre Neu für Erwachsene“ österreichweit etablieren. Laut WKO-Präsident Harald Mahrer soll damit der Lehrlingspool erweitert und das Sozialprestige erhöht werden. „Wir wollen aber einen einheitlichen Rahmen und Qualitätskriterien sicherstellen“, so Mahrer.
Mehr Praxis
Wie Unternehmensumfragen zeigen, sind Arbeitskräfte mit Lehrabschluss heiß begehrt. 60 Prozent der Betriebe beklagen einen hohen Mangel an Lehrabsolventen, während es offenbar genug HAK- und AHS-Absolventen gibt (siehe Grafik unten).
Der Bedarf nach mehr beruflichen Qualifikationen zeigt sich auch in der Lehrlingsstatistik. Im Vorjahr stellten die Betriebe um 4,7 Prozent mehr Lehrlinge ein. Die WKO spricht von einer „Trendumkehr“, die sich seit 2017 langsam verfestigt. Der Bedarf sei höher als der aktuelle Anstieg der Lehrlingszahlen, insbesondere außerhalb der Städte, heißt es bei der WKO.
Insgesamt wollen die Wirtschaftskammern ihre Ausgaben für den Bildungsbereich in den nächsten zehn Jahren von derzeit 380 Millionen Euro auf 500 Millionen aufstocken. Als konkrete Maßnahmen nannte Mahrer die Einrichtung mehrerer „Campus-der-Wirtschaft“-Standorte.
Campus-Idee
Die Idee: Um Ressourcen besser zu nutzen und Wissenstransfer zu schaffen, soll rund um das hauseigene Wirtschaftsförderungsinstitut Wifi eine Lern-Infrastruktur für Schüler, Lehrlinge, Studierende und Unternehmen aufgebaut werden. „Wir sehen uns da als zentraler Träger des Campus und laden auch andere Organisationen ein, hier mitzumachen“, sagt Mahrer. Bis 2025 will er drei Campus-Standorte eröffnen.
Nicht nur physisch, auch digital will die Kammer mehr Lehrinhalte anbieten und eine offene Lernplattform aufbauen. Über das „Netflix der digitalen Bildung“ (Mahrer) sollen etwa Online-Kurse des Wifi besucht werden können. Mit 950.000 Kurs-Teilnehmern ist das Wifi der größte private Bildungsanbieter des Landes.
Hinweis: Alle Details zur WKO-Bildungsoffensive finden Sie hier
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