Ja, sagt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens BCG, die von einem stärker werdenden Trend spricht. „Die Produkte dürfen nicht komplett unterschiedlich sein“, sagt Kristian Kuhlmann, Geschäftsführer und Partner von BCG in Frankfurt. Oft würden in einer Branche mehrere Unternehmen ähnliche Produkte fertigen. Wenn keine großen Stückzahlen hergestellt werden, dann lohnt sich eine eigene Fabrik nicht, sagt Kuhlmann.
Erste Beispiele
Fahrradrahmen würden zum Beispiel großteils aus China kommen. Eine Produktion in Europa aufzuziehen würde sich für ein Unternehmen nicht auszahlen, wenn sich mehrere zusammenschließen, dann doch. Bereits gelebt wird Fabrik-Sharing unter anderem vom Autohersteller Porsche und dem Blechumformungsspezialisten Schuler AG in Deutschland.
In der Nähe von Leipzig werden in einem Presswerk Karosserieteile gefertigt. 100 Millionen Euro haben die beiden Unternehmen investiert, die Produktion wird dadurch flexibler, digitaler und effizienter, wie Albrecht Reimold, Vorstand für Produktion und Logistik bei der Porsche AG berichtet.
Ein weiterer Nutzen dieser Fertigungsform: „Man kann Fabriken stärker lokalisieren und näher zum Endkunden bringen“, sagt Kuhlmann. Dadurch könne man Kosten und Risiken auf mehrere Standorte verteilen. „Man muss ein Asset nicht mehr kaufen und abschreiben, sondern hat nur variable Kosten“, erklärt Kuhlmann.
Zurück nach Europa
Auf diesem Wege können Unternehmen wieder Produktionen, wie aus China, nach Europa zurückholen und wettbewerbsfähig sein, so der Experte. Auch, wenn es schwierig sei, die Kostenersparnis in Zahlen zu gießen, so kann Kuhlmann von einem Fall berichten, der eine Einsparung bei den Produktionskosten in Höhe von zwölf Prozent brachte.
Es gibt aber außer den Kosten noch mehrere Gründe, die Manager zum Teilen von Fabriken veranlassen. Oft werden auch höhere Resilienz und mehr Nachhaltigkeit genannt. „Für Vorstandschefs sind diese drei Punkte meistens fast gleichwertig“, sagt Kuhlmann. Gerade in Zeiten, die von Lieferkettenproblemen geprägt seien, sei es ein Vorteil, die Logistik zu verkürzen und weniger über Landesgrenzen oder von Kontinent zu Kontinent verschaffen zu müssen.
In Österreich und Deutschland wird dieser Trend noch eher zurückhaltend betrachtet. China und Südkorea sind in diesen Belangen voraus. Oft herrsche laut Kuhlmann hierzulande noch die Sorge um den Schutz des Know-hows, deshalb seien Manager vorsichtig.
Weitere Ergebnisse der Studie: Drei Viertel der Industrieunternehmen wollen ihre Produktion zukünftig flexibler an Nachfrageschwankungen anpassen können. Über 40 Prozent wollen die Resilienz ihrer Lieferketten durch Regionalisierung verbessern und die produzierten Mengen pro Standort senken. Etwa jede vierte Produktionsanlage ist in den nächsten drei Jahren nicht ausgelastet.
Das weltweite Marktpotenzial von Fabrik-Sharing wird von BCG auf bis zu 900 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Nur 17 Prozent der österreichischen Unternehmen können sich vorstellen, Finanzierung und Besitz von Produktionsstätten in die Hände externer Investoren zu geben.
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