Neuer Sanierungsplan bis Ende April
Von der Republik bekommt Karlheinz Essl kein Geld (siehe unten) – der Verkauf der Kunstsammlung ist vom Tisch. Das heißt, der bauMax-Gründer muss sich um andere Investoren bemühen. Ende April wollen die Gläubiger einen neuen Sanierungsplan auf dem Tisch haben. Essl müsse dabei einen weiteren Eigenbeitrag leisten. Und einen Investor an Land ziehen. Erst dann seien die Gläubiger bereit, über einen „Haircut“ (Schuldennachlass) zu verhandeln.
Interessenten gebe es, sowohl für die Sammlung als auch bauMax. "Wie ernsthaft das ist, wird sich zeigen", sagt ein Insider. Der Zeitplan sei „ambitioniert“. Das Problem: Es sitzen 35 Banken, Kreditversicherer und Leasinggesellschaften am Tisch – die Hälfte aus dem Ausland. Der Großteil der Schulden in Höhe von einer Milliarde entfällt auf die drei großen österreichischen Banken – alles in allem rund 600 Mio. Euro. Mit Raiffeisen, Bank Austria und Erste Bank sei "eine Lösung gefunden worden", sagte der Unternehmer nach dem runden Tisch, wollte allerdings nicht näher darauf eingehen.
Für die 4.000 Beschäftigten in Österreich konnte Essl zwar kein Jobgarantie abgeben, "aber eine Standortgarantie". Eine Standortgarantie gab Essl auch für sein Museum in Klosterneuburg. Dessen Finanzierung sei durch den Umstrukturierungsprozess bei bauMax "für die nächsten Jahre gesichert". "Die langfristige Absicherung über Generationen hinaus werden wir noch zu diskutieren haben."
Ende für Türkei-Geschäft
In der Türkei zieht Essl die Reißleine. Bis Mitte 2014 werden dort alle sieben Märkte geschlossen, bestätigte er am Mittwoch. Bis dahin soll auch entschieden sein, ob ein Rückzug aus weiteren Märkten erfolgen muss. Verluste macht bauMax auch in Rumänien, Bulgarien, Kroatien und Slowenien (mehr zum Ost-Geschäft).
Abnehmer zu finden, wird nicht einfach sein. Auch Konkurrenten ziehen sich in Osteuropa zurück – wie Obi aus Rumänien und Bulgarien. Zudem sind seit der Pleite von Praktiker viele Standorte zu haben. Essl gibt sich überzeugt, dass „es mit bauMax wieder nach oben geht“, auch weil das Wetter heuer mitgespielt hat. Selbst in osteuropäischen Märkten zeige die Umsatzkurve seiner Handelskette in den ersten Monaten 2014 wieder nach oben. „Das hat die Liquiditätssituation verbessert“, sagt Essl. Bis 2016 will er mit seinem Unternehmen wieder „im Plan“ sein.
Das Essl Museum soll fortgeführt werden, die Sammlung Essl bestehen bleiben. Allerdings wird es keine staatliche Unterstützung geben, erklärte SP-Kulturminister Josef Ostermayer am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. „Wir als Staat, wir haben unsere Grenzen“, ergänzte Sozialminister Hundstorfer.
Diese Grenze wurde gezogen: Die Republik kauft die Sammlung Essl nicht.
In der ersten Reihe sitzt – fast unscheinbar – bauMax-Gründer Karlheinz Essl und hört zu, wie über sein Lebenswerk gesprochen wird. Mit ernster Miene, übereinandergeschlagenen Beinen, verschränkten Armen, in sich zusammengesunken. Als die Minister fertig sind, schnäuzt er sich kurz, nimmt Haltung an und spricht in die Mikrofone. Dass er zuversichtlich sei. Nicht nur für die Kunstsammlung, auch für sein „zweites Kind, bauMax“.
Zuvor hatte es einen „Runden Tisch“ mit Vertretern der drei großen Gläubigerbanken (Raiffeisen, Bank Austria, Erste Bank), des Kultur-, Sozial- sowie Finanzministeriums, des Landes Niederösterreich und des bauMax-Managements gegeben. Mit den Banken sei „eine Lösung gefunden worden“, sagte Essl, diese wollte er jedoch nicht näher kommentieren. Essl gab eine „Standortgarantie“ für bauMax in Österreich und das Museum ab. Eine Garantie für die 4000 Jobs kann derzeit freilich niemand geben. Ostermayer sieht die Geldinstitute in der Pflicht: „Ein ganz wesentlicher Beitrag müsste von den Banken kommen, denn die haben ja das Risiko mit übernommen, als sie die Kredite gegeben haben.“ Die Banken wiederum sehen sich weder als Kunstmäzene noch als Arbeitgeber.
Museum gesichert
Essl sagt, er habe sein Verkaufsangebot für die 7000 Werke (Buchwert 86 Mio. Euro) freiwillig zurückgezogen. Durch Filialschließungen und bestehende Vermögenswerte in der Sammlung sei die Finanzierung des Museums „für die nächsten Jahre gesichert. Die langfristige Absicherung über Generationen hinaus werden wir noch zu diskutieren haben.“ Eine Verpfändung sei nicht angedacht. Ostermayer hatte sich vor dem runden Tisch mit Museumsdirektoren getroffen, die ihre Einschätzung zur Sammlung gegeben haben. Gerüchteweise gibt es private Kaufinteressenten. Es seien „keine Parallelverhandlungen“ geführt worden, sagte ein Sprecher des Museums.
Die von bauMax-Firmengründer Karlheinz Essl erhoffte Verlängerung der staatlichen Kredithaftungen in Höhe von 18 Millionen Euro ist wegen des EU-Beihilfenrechts aber nicht möglich. Diese laufen damit Ende 2014 aus. Essl hatte am Mittwoch in der ZIB2 von einer Verlängerung der Staatshaftungen "um ein oder zwei Jahre" gesprochen.
Laufzeit mit fünf Jahren beschränkt
"Das Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetz (ULSG) ist Ende 2010 außer Kraft getreten. Eine Verlängerung ist EU-beihilfenrechtlich nicht möglich", hieß es aus dem Finanzministerium. Zu Jahresende 2013 existierten noch für 39 Unternehmen Staatsgarantien in Höhe von 392 Mio. Euro. Da die Laufzeit im ULSG mit fünf Jahren beschränkt ist und die letzte Haftungsübernahme Ende 2010 stattgefunden hat, wird die letzte Haftung Ende 2015 auslaufen.
Wenig Details zur geplanten bauMax-Rettung sind nach dem Runden Tisch zwischen Ministerien, Gläubigerbanken und Eigentümerfamilie an die Öffentlichkeit gelangt (siehe unten). "Man hilft vor allem dann, wenn man nicht darüber redet und nicht in der Öffentlichkeit quatscht", sagte der involvierte Erste-Konzernchef Andreas Treichl am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal. bauMax-Lieferanten sowie die Beschäftigten würden bezahlt, Banken und Kreditversicherer hielten still.
Kreditversicherer: "Warten in Ruhe ab"
So ließ etwa der Kreditversicherer Prisma wissen: "Es gelten keine Gerüchte, sondern Zahlen". Die Bilanz 2013 wird für Ende April erwartet. "Wir warten in Ruhe ab, bis wir die Zahlen haben. Dann werden wir sie analysieren, bewerten und neue Entscheidungen treffen", hieß es von Prisma.
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