Neuer Kopf bei der Volksbank

Neuer Kopf bei der Volksbank
Mit Sozialversicherungschef Hans Jörg Schelling steht ein Top-Sanierer dem Aufsichtsrat vor. Sein Bank-Wissen muss er noch abtesten lassen.

Für Hans Jörg Schelling (59), Chef der Österreichischen Sozialversicherung, war es eine lange Nacht: Am Donnerstag um 23 Uhr wurde er zum neuen Aufsichtsratschef der in derselben Hauptversammlung teilverstaatlichten Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) gewählt. Unmittelbar darauf hat er mit seinen Aufsichtsrats-Kollegen alle notwendigen Ausschüsse besetzt und die erste Schritte für die Bestellung eines neuen Vorstandes eingeleitet.

Der studierte Betriebswirt aus Vorarlberg und Hobby-Weinbauer hat in seinem Berufsleben viel Management- und Sanierungserfahrung gesammelt: Zunächst als Geschäftsführer von Kika/Leiner, dann beim Konkurrenten XXXLutz, als Vizepräsident der Wirtschaftskammer und jetzt als Chef der Sozialversicherung. Banker aber war er nie – "Gott sei Dank", sagt er. "Ich bin Spezialist für Organisation und Marketing. Das ergänzt den Aufsichtsrat, in dem alle acht anderen Mitglieder Banker sind, gut", ist Schelling überzeugt. Die Finanzmarktaufsicht aber muss er erst überzeugen. Denn Aufsichtsratschefs von Banken müssen einen " Fit-&-proper-Test" bestehen.

Abgeprüft

In diesem Test muss Schelling über die zentralen Bestimmungen des Bankwesengesetzes Auskunft geben können. Er muss wissen, wann eine Bankkonzession vergeben werden darf und die Mindeststandards für das Kreditgeschäft kennen. Sorgen bereitet ihm dieser Test nicht. "Ich kann mich schnell in eine Materie hineinleben", sagt er.

Viel mehr beschäftigt ihn, wie die Bank wieder auf Vordermann zu bringen ist. Dazu muss als Erstes ein neuer Vorstand bestellt werden. "Wir stehen unter Zeitdruck, da Vorstandschef Gerald Wenzel Ende April ausscheidet", betont Schelling. Schon in den nächsten Tagen will er mit den beiden Vize-Aufsichtsräten Franz Zwickl und Rainer Kuhnle einen Personalberater beiziehen. Bis

Ende Mai soll ein Zwischenbericht zur Vorstandsbestellung vorliegen, mit Sommer soll die Chefetage der ÖVAG neu besetzt sein. Namen stehen für Schelling nicht fest. Wunschkandidat von Finanzministerin Maria Fekter ist wie berichtet Ex-Bawag-Vorstand Stephan Koren.

Die Zukunft sieht Schelling für die ÖVAG, die nur zu 43,3 Prozent dem Staat gehört, zusammen mit den regionalen Volksbanken in der Mittelstandsfinanzierung.

Neuer Kopf bei der Volksbank

Commerzbank: Neuer Job für Tumpel-Gugerell

Chefin des Aufsichtsrats der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) konnte sie nicht werden, dafür zieht sie ab Juni in das Kontrollorgan der deutschen Commerzbank ein: Gertrude Tumpel-Gugerell (59), Ex-Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), wurde Mitte April von der österreichischen Regierung für den ÖVAG-Präsidentenposten nominiert. Dann stellte sich ihr Ex-Arbeitgeber dagegen. Für EZB-Manager gibt es nach deren Ausscheiden eine Sperrfrist, in der sie nicht in anderen Banken tätig werden dürfen. Die Sperrfrist läuft Ende Mai aus. In der ÖVAG hätte sie aber jetzt schon beginnen müssen. Außerdem hätte sie wohl weniger verdient. Die Commerzbank zahlt Aufsichtsräten zwischen 40.000 und 60.000 Euro im Jahr.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare