Neuer Kika/Leiner-Chef: „Zu wenig Pfiff“ im Möbelhaus

Reinhold Gütebier (mitte) soll mit seinen Vorstandskollegen Kika/Leiner in die Profitzone holen
Neo-Chef Gütebier will raus aus der „Service-Wüste“ – und mehr Umsatz. Und das schnell.

„Eine Restrukturierung, die sich über Jahre zieht? Papperlapapp! Wir machen das in drei Monaten.“

Der neue Kika/Leiner-Chef Reinhold Gütebier spart bei seiner ersten Pressekonferenz nicht mit großen Worten. Er sei „ein Mann der Front“, sagt er und meint damit, dass er ein Verkäufer ist. „Die Menschen werden mich hier in den Filialen erleben und nicht in der Zentrale.“ Er werde der „Service-Wüste“ im Möbelhandel trotzen. Sprich: Seine Mitarbeiter zu besseren Beratern und Verkäufern ausbilden. „Der Krieg wird auf der Fläche entschieden“, sagt Gütebier.

Was er derzeit in den 42 Möbelhäusern von Kika/Leiner sieht, gefällt ihm offenbar überhaupt nicht. „Es fehlt an Charme, Pfiff und Inszenierung“, so das Urteil des Norddeutschen, der seit 50 Jahren in der Möbelbranche tätig ist – davon mehr als 20 Jahre beim deutschen Möbelhändler Segmüller. „Es gibt keinen mit besseren Quadratmeterumsätzen“, behauptet Gütebier und macht auch gleich klar, was seine Devise ist: „Umsatz, Umsatz, Umsatz.“ Das derzeitige Einnahmenniveau reiche nicht aus, das sei schon einmal klar.

Bestandsaufnahme

kika/Leiner : Vorstandschef Reinhold Gütebier zu "wir müssen Fahrt aufnehmen"

Mit konkreten Zahlen hält sich der sonst so wortgewaltige Manager aber auffällig zurück. Nur soviel: „Wir werden im ersten Jahr zweistellige Zuwachsraten brauchen.“ Wie hoch der Umsatz der beiden Vertriebslinien zuletzt war, will er nicht sagen (in der Branche ist von 800 Millionen Euro die Rede). Wie viel Geld Kika/Leiner-Neo-Eigentümer René Benko für den Aufputz der Häuser locker machen wird, ist auch noch offen. In den nächsten Wochen werde er mit seinen Vorstandskollegen durch die 42 verbliebenen Filialen touren und eine Bestandsaufnahme machen – erst danach werde das Budget ausverhandelt. Wie berichtet, werden bis Jahresende die Leiner-Standorte in Innsbruck und Wiener Neustadt sowie die Kika-Märkte in Vösendorf und Spittal an der Drau (Ktn.)geschlossen. Damit soll die Schließungswelle aber vorerst beendet sein, betont Gütebier.

 

kika/Leiner : Vorstandschef Reinhold Gütebier zu "zwei Marken Strategie"

Fix ist, dass die Zwei-Marken-Strategie bleibt. Das Thema, dass Kika – wie in der Vergangenheit oft kolportiert – zur Diskontschiene der Gruppe wird, wischt Gütebier vom Tisch. „Wer bei Zeiten in den Diskont eingestiegen ist, ist erfolgreich. Heute einzusteigen ist aus meiner Sicht tödlich.“ Kika werde sich aber eher an preisbewusste Kunden richten als die höherpreisige Vertriebsschiene Leiner. Ein Ansatz, der nicht ganz neu ist.

Der Personalabbau sei jedenfalls abgeschlossen, sagt Gütebier: „Wir haben 712 Vollzeitkräfte abgebaut, das waren weniger als geplant.“ Die Rede war zuvor von bis zu 1100 Stellenstreichungen. Gehen die Pläne auf, sollen demnächst auch wieder zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden.

kika/Leiner : Vorstandschef Reinhold Gütebier zu "Mitarbeiter"

5-Milliarden-Markt

Laut dem Standortberater RegioPlan ist der österreichische Möbelmarkt rund 5,3 Milliarden Euro schwer. Branchenprimus ist das Welser Familienunternehmen XXXLutz mit knapp 30 Prozent Marktanteil, an zweiter Stelle folgen Kika/Leiner mit 20 Prozent – noch vor dem schwedischen Möbelriesen Ikea (16 Prozent). Damit teilen sich die drei Großen rund zwei Drittel des Marktes untereinander auf.

Der Online-Anteil liegt mit zehn Prozent noch auf relativ niedrigem Niveau. XXXLutz drückt im Web aber auf das Expansionstempo – und hat heuer rund 100 zusätzliche Programmierer an den Standorten Wien und Wels gesucht. Ein Grund dafür: Immer mehr Markenhersteller verkaufen in eigenen Onlineshops und Läden und schließen so Möbelhändler vom Geschäft aus.

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