Neuer Anlauf für Katastrophen-Pool

Neuer Anlauf für Katastrophen-Pool
Die EU will eine umfassende Lösung, um Schäden durch Natur-Katastrophen finanziell künftig besser abzudecken.

Die verheerende Mure, die eine Spur der Verwüstung durch die kleine steirische Gemeinde St. Lorenzen zog, war eine Folge tagelanger schwerer Regenfälle. Wetterphänomene aufgrund des Klimawandels, die schwere wirtschaftliche Schäden nach sich ziehen, passieren immer öfter. Bis heute ist es in Österreich allerdings nicht gelungen, einen Katastrophen-Pool zu schaffen, der die materiellen Schäden besser abdeckt.

"Die private Versicherungswirtschaft kann nur begrenzte Deckungen anbieten", sagt Luciano Cirina, Chef der Generali-Gruppe in Österreich und Präsident des Versicherungsverbandes. Man brauche eine "Versichertengemeinschaft, die so groß wie möglich ist". Je mehr Versicherte in eine Katastrophenvorsorge einzahlen, desto höhere Summen können bei Großereignissen bereit gestellt werden.

Die Versicherungswirtschaft macht sich seit Jahren für eine österreichweite Pool-Lösung stark, fand aber bei der Politik kein offenes Ohr. Jetzt kommt Schützenhilfe von der EU-Kommission. Brüssel will zwar keine europaweit einheitliche Regelung, fordert aber nationale Lösungen.

Während einige Staaten wie Deutschland und Frankreich bereits eine Pflichtversicherung vorschreiben, fordern die österreichischen Assekuranzen eine freiwillige Lösung. "Ein Katastrophenschutz, der bei der Gebäudeversicherung andockt", schlägt Cirina vor. Auch der Staat, der die Katastrophenfonds mit rund 400 Millionen Euro dotiert hat, solle sich beteiligen. Ebenso wie die privaten Rückversicherer.

Beim Wert eines Einfamilienhauses von 300.000 Euro würde ein umfassender Katastrophenschutz jährlich 60 Euro an Prämie kosten, rechnet Generali-Vorstand Walter Kupec vor. Damit könnten Schäden aus Hagel und Sturm sowie durch Erdbeben und Überschwemmung, für die es derzeit nur begrenzte Deckungen gibt, voll finanziert werden.

Alleine die Sturmschaden-Versicherungen zahlten in den vergangenen zehn Jahren mehr als 2,6 Milliarden Euro aus, nahmen aber nur 2,1 Milliarden an Prämien ein. Für ein Erdbeben im Großraum Wien wäre eine Deckungssumme von rund vier Milliarden Euro notwendig, schätzt Kupec.

Landwirtschaft

Der Klimawandel setzt mit Frost, Dürre und Hagel der Landwirtschaft immer härter zu. Bis September summierten sich die Schäden laut Hagelversicherung heuer auf 120 Millionen Euro. Allein der Frosteinbruch am 18. Mai kostete 4,6 Millionen Euro. Sechs Hageltage seit Juni verursachten einen Schaden von 23,4 Millionen Euro. Einzelne Feldfrüchte wie zum Beispiel Sommergerste werden in Zukunft in Ostösterreich wegen zunehmender Dürre nicht mehr anbaubar sein.

Unwetterschäden in Österreich: 70 Millionen

Etliche kleine Unwetter kosteten allein die Generali-Gruppe in Österreich seit Jahresbeginn rund 70 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 25 Millionen Euro. Trotzdem verbesserte sich die Relation zwischen Schäden/Kosten und den Prämien auf 95,3 Prozent.

Wegen Rückgängen in der Lebensversicherung sanken zwar die Prämieneinnahmen geringfügig, doch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit verbesserte sich im ersten Halbjahr 2012 um mehr als 30 Prozent auf 101,2 Millionen Euro.

Zufrieden ist Generali-Chef Luciano Cirina mit der Entwicklung der Bawag PSK Versicherung, die ihre Prämien um 4,7 Prozent steigerte. Auch die Europäische Reiseversicherung legte zu. Die Generali will die Gesamtrendite in der Lebensversicherung auch 2013 bei 3,4 Prozent halten.

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