Neue Spieler bei den Casinos Austria
Zwischen den drei Großaktionären der teilstaatlichen Casinos Austria werden die Karten für 2019 neu gemischt. Profitabler soll der Glücksspielkonzern werden. Am 19. März will der Aufsichtsrat über den neuen Vorstand entscheiden. Noch-CEO Alexander Labak geht wie berichtet von Bord. Ob im Sommer oder schon im Frühjahr, ist noch nicht fix.
Läuft alles nach Plan, und derzeit sieht es ganz danach aus, wird Finanzchefin Bettina Glatz-Kremsner zur Vorstandsvorsitzenden gekürt. Die Top-Managerin kennt das Unternehmen, hat ihren Job gut gemacht und ist bestens vernetzt.
Ihre Position als Vize-Chefin der ÖVP müsste sie allerdings aufgeben. Glücksspiel ist ein staatlich streng reguliertes Geschäft, und gute Kontakte zur Politik sind immer von Vorteil. Eine direkte politische Funktion ginge dann aber doch zu weit. Die privaten Aktionäre, die tschechische Sazka und der Novomatic-Konzern, wären damit kaum einverstanden.
Für die Position an der Spitze wird Glatz-Kremsner nicht nur gute Nerven, sondern auch viel Zeit brauchen. Die aufwendig strukturierte Gaming-Gruppe muss effizienter aufgestellt werden. Die neue Chefin und Vertraute von Bundeskanzler Sebastian Kurz müsste wohl den Aufsichtsratsvorsitz beim Flughafen Wien, wo sie auf einem Ticket des Landes Niederösterreich sitzt, und ihr Mandat bei der teilstaatlichen Telekom Austria abgeben.
Den Aufsichtsratsvorsitz beim niederösterreichischen Energieversorger EVN dürfte die Mutter eines erwachsenen Sohnes eher behalten. Dieses Mandat der in der ÖVP Niederösterreich bestens verankerten Spitzenmanagerin läuft in zwei Jahren ab.
Der Sitz im Generalrat der Nationalbank ist mit dem Casinos-Job vereinbar. Die wirtschaftspolitischen Diskussionen bei den Notenbankern können durchaus Input für das Glücksspielunternehmen bringen.
Apropos Generalrat. Dort sitzt ein vermutlich neuer Vorstandskollege von Glatz-Kremsner. Der 45-jährige Finanzprofi Peter Sidlo hat beste Chancen auf ein Vorstandsticket.
Er betreute die Kapitalmarkt-Agenden der von Günther Kerbler aufgebauten Immobiliengruppe conwert und jobbt derzeit im Vorstand der kleinen Investmentgesellschaft Sigma. Auch er hat Nähe zur Politik, Sidlo ist Bezirksrat für die FPÖ in Wien-Alsergrund. Kritik gab es im Vorjahr an seiner Position im Aufsichtsrat der Wiener Privatbank (die im Fokus der FMA stand) und der künftigen Funktion als Generalrat. Sidlo ist inzwischen nicht mehr im Aufsichtsrat der Privatbank.
Als Fixstarter für den Vorstand gilt der ehemalige Erste-Banker Martin Skopek. Er war bereits statt Labak als CEO im Gespräch, der KURIER berichtete. Skopek ist der Kandidat der Sazka, deren Mehrheitseigentümer der Mischkonzern KKCG des tschechischen Milliardärs Karel Komárek ist. Skopek jobbt derzeit für die KKCG.
Die große Unbekannte ist Noch-Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher. Der ehemalige SPÖ-Abgeordnete, Ex-Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates und Rapid-Funktionär soll angeblich bei der FPÖ antichambrieren und rechnet sich, ist zu hören, durchaus Chancen auf eine weitere Verlängerung aus.
Die Aufstockung des Vorstands auf vier Mitglieder scheint unwahrscheinlich. Eigentlich. Die Casinos-Gruppe hat gröbere Kostenprobleme, eine Erweiterung der Führungsspitze wäre nicht argumentierbar. Aber Hoscher ist immer für eine Überraschung gut. Der Abschied von Hoscher würde das Unternehmen teuer kommen. Seine Gage liegt
in der Größenordnung des Gehalts von Ex-Casinos-Chef Karl Stoss, der mit einem Grundgehalt von rund 550.000 Euro nach Hause ging. Sollte Hoscher nicht mehr Vorstand sein, würde er wieder Generalbevollmächtigter – mit einem Salär nur knapp unter der Vorstandsgage. Mit einem spendablen Aufsichtsrat einst gut verhandelt.
Zuletzt verdichteten sich wieder die Gerüchte, Ex-ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling würde für die Sazka lobbyieren und habe einen Beratervertrag.
Er habe, wird in der ÖVP kolportiert, ein Treffen von Komárek mit Kanzler Kurz organisiert. Finanzminister Hartwig Löger sei not amused gewesen.
Schelling dementiert ein Beratungsmandat, er sei für Sazka nicht aktiv. Kurz habe ihn gebeten, an einem Termin mit Löger und Sazka teilzunehmen, weil er die Historie am besten kenne. „Diesem Wunsch bin ich nachgekommen, seither gab es keinen Kontakt“. Unter Schelling hatte sich Sazka in die Casinos eingekauft. andrea.hodoschek
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