Neue Regeln für Agrarförderung: Aktion minus 40 Prozent

Neue Regeln für Agrarförderung: Aktion minus 40 Prozent
Mehr Geld für Bio- und Bergbauern. Die Ökoförderung für alle anderen wird kräftig gekürzt.

Bei der Umstellung der Agrarförderung gibt es mehr Verlierer als Gewinner. Biobauern und extreme Randlagen wie Bergbauern bekommen mehr Geld. Klassische Produktionsbetriebe müssen sich mit deutlichen Einbußen abfinden. Landwirt Maximilian Hardegg bekommt ab 2015 um 40 Prozent weniger Förderung. "Ich habe es durchgerechnet. Das Ergebnis war ein Schock."

Weniger Umweltschutz

Auswirkungen hat vor allem die Kürzung des Umweltprogramms Öpul um 15 Prozent auf 463 Millionen Euro. Aus diesem Topf wurden ökologische Maßnahmen wie Stilllegungsflächen oder Blühstreifen finanziert. Damit ist es nun vorbei. Betriebe in Ackerbaugebieten – vor allem Kartoffelproduzenten – müssen auf deutlich mehr als 15 Prozent verzichten. "Das wird der Umwelt schaden", ist Hardegg überzeugt. 170 von 2200 Hektar der Hardeggschen Gutsverwaltung sind derzeit Blüh- oder Stilllegungsflächen. Das soll Überschwemmungen vorbeugen.

Neue Regeln für Agrarförderung: Aktion minus 40 Prozent
Maximilian Hardegg
"Niemand beneidet Bauern, die am Berg wirtschaften", bekennt sich Hardegg zur Solidarität in der Berufsgruppe. Dass Berg- und Biobauern mehr bekommen und alle anderen weniger, sei aber der falsche Weg. Zumal die landwirtschaftlichen Flächen in Österreich ohnehin "keine Gunstlagen sind". Weder bei den Arbeitskosten noch bei den Betriebskosten oder den Erträgen könne man international mithalten.

Weniger Ertrag

So ist der Ertrag bei Weizen oder Raps in manchen Regionen in Deutschland um eine bis mehrere Tonnen pro Hektar höher als in Österreich. In Spanien erzeugtes Biogemüse wird wegen der niedrigen Produktionskosten auch in Norddeutschland verkauft.

Die Aufstockung der Fördermittel für den Biolandbau hält Hardegg aus gutem Grund für keine gute Idee. Entscheidend für den Verkauf im In- oder Ausland ist der Preis. Die Menge an Bioprodukten aus Österreich, die am Markt bestehen können, ist enden wollend.

Wegen der zusätzlichen Förderungen werde es in den kommenden Jahren mehr Biobauern und mehr Biolebensmittel geben, lautet die realistische Prognose von Landwirt Hardegg. "Doch der Markt für Bioprodukte ist voll." Zusätzliche Absatzchancen werde es nur dann geben, wenn die Preise für Biolebensmittel sinken. "Dann werden die Biobauern doppelt so laut schreien, weil ihre Produktionskosten zu hoch sind." Hardegg befürchtet daher, dass die Subventionen für Bio und die damit verbundene politische Abhängigkeit in den kommenden Jahren immer weiter steigen wird. "Diese Umverteilung wird man nicht mehr stoppen können."

Eine Abneigung gegen Biolandwirtschaft kann man Hardegg nicht nachsagen. Er ist auch Biobauer. 25 Hektar Weingärten werden biologisch bewirtschaftet. Die Subventionen, die er dafür bezieht, waren nicht der Grund für die Biowein-Produktion. "Die Höhe der Förderung ist beim Bioweinbau für den Erfolg unerheblich."

Mehr Bio ist weniger Ertrag. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel beim Weizenanbau verringert die Erntemenge um etwa 50 Prozent, weiß Reinhard Hemrich, Landwirt von der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf. Bei Rüben werden ohne Spritzmittel um etwa 30 Prozent weniger geerntet. Dazu kommt der geringere Zuckergehalt.

Wenn es schlecht läuft, kann der Ertrag ohne Pflanzenschutz auch auf null sinken. Das ist der Grund, warum der Biolandbau deutlich mehr Fördermittel benötigt als konventionelle Landwirtschaft. Landwirt Hemrich nutzt Pflanzenschutzmittel nur, wenn es unbedingt notwendig ist. „Der Einsatz soll den Ertrag nur sichern und nicht steigern.“

Wegen des Verbots von Neonicotinoiden (Spritzmittel) gibt es im Marchfeld einen Acker zu besichtigen, auf dem 50 Prozent der jungen Maispflanzen vom Drahtwurm vernichtet wurden.

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