Agrarexporte: Neue Erfolge mit alten Klischees

Agrarexporte: Neue Erfolge mit alten Klischees
Deutsche kaufen mehr "Made in Austria", britischer Absatzmarkt schwächelt.

Zwei Drittel der österreichischen Lebensmittelproduktion gehen in den Export, Tendenz steigend. Die Hitliste der Exportschlager führt traditionell die Getränkeindustrie an, die vom Salzburger Getränkeriesen Red Bull beflügelt wird.

Im ersten Halbjahr 2017 hat Österreich die Agrarausfuhren um sieben Prozent auf 5,5 Milliarden Euro gesteigert. Treue Kunden in den Hauptabnahmeländern Deutschland, Italien und den USA haben das Minus in politisch schwierigen Märkten mehr als wettgemacht. Zu den Problemländern zählt nach dem politischen Embargo und der Rubelabwertung seit längerem Russland. Ein neues Sorgenkind der Lebensmittelexporteure ist Großbritannien, das bisher viertwichtigste Absatzland österreichischer Lebensmittelproduzenten innerhalb der EU. Im ersten Halbjahr haben die Briten um 14 Prozent weniger Lebensmittel Made in Austria gekauft. "Grund dafür ist die Verunsicherung infolge des Brexit-Votums", meint Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie. Herausforderungen sieht sie aktuell auch an der Rohstofffront, da es infolge von Wetterkapriolen "massive Ausfälle in der Getreide- und Apfelernte" gegeben hat.

Alte Klischeebilder

Am wichtigsten Absatzmarkt, Deutschland, läuft der Exportmotor aber weiter wie geschmiert (+ 7 Prozent). Etwa ein Drittel der gesamten Lebensmittelexporte geht ins Nachbarland, meist begleitet von klischeehaften Werbebildern wie idyllischen Almen und Berggipfeln. Klingt etwas abgedroschen und verstaubt, funktioniert aber nach wie vor, bescheinigt eine Studie im Auftrag der AMA, für die 2000 Deutsche befragt wurden. Diese kommt allerdings auch zu dem Schluss, dass Österreich "nicht gerade als besonders innovatives Land verschrien ist", wie es AMA-Marketing-Geschäftsführer Michael Blass formuliert.

Agrarexporte: Neue Erfolge mit alten Klischees
Grafik
Die Deutschen kaufen in Österreich jedenfalls traditionell gern, was zu einer zünftigen Brettljausn dazugehört: Wurst, Speck und Käse. Allein im ersten Halbjahr haben sie 35.525 Tonnen Käse im Wert von 159 Millionen Euro aus österreichischer Produktion gekauft, ein wertmäßiges Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016. Bei Obst zeigt die Umsatzkurve dagegen talwärts (minus 26 Prozent). Schuld daran ist vor allem die zweite schlechte Apfelernte in Folge, die den Export quasi zum Erliegen brachte.

Zu Österreichs Lebensmittelindustrie zählen rund 200 Unternehmen mit zusammengenommen 26.000 Beschäftigten, die gemeinsam mehr als acht Milliarden Euro umsetzten.

Kommentare