Nepp bei privaten Goldpartys

Nepp bei privaten Goldpartys
Unseriös: Der steigende Goldpreis ruft auch Geschäftemacher auf den Plan - sie tanzen in Hotel-Hinterzimmern und bei Privatpartys an.
Von Uwe Mauch

Im Hinterzimmer des Vorstadt-Hotels in Wien-Liesing ist die große Gold-Party schon in Gang. Fragt sich nur: Für wen? Faktum ist: Unser Informant ist mit seiner Kollegin angerückt, die heute kurzfristig seine Frau geben muss. Und mit einer Goldkette, einem Siegelring sowie einem Armband - alles Schmuckstücke mit 14 Karat Goldgehalt.

Bei der ÖGUSSA, der Österreichischen Gold- und Silberscheideanstalt, hat man ihm dafür kurz zuvor nachweislich 1324,58 € geboten. Und auch die 35 bis 40 Jahre alte Vertreterin einer Firma, die sich Bürstlein nennt, will ihm flott einen Preis nennen.

Schwachsinn

"210 Euro kann ich Ihnen dafür schon geben." Der Herr Informant glaubt, sich verhört zu haben. Da hört er jedoch die Expertin mit dem bundesdeutschen Zungenschlag sagen: "Es handelt sich nämlich um Schwachgold." Weil er den Kopf schüttelt und insgeheim an Schwachsinn denkt (Schwachgold gibt es gar nicht), werden ihm, kulant, 220 Euro geboten ...

Kein Schmäh: Der in die Höhe schnellende Goldpreis ruft viele Menschen auf den Plan. Nicht nur das Bürger-, auch das Betrügertum. Doch nicht alle fahrenden Händler in Hotel-Hinterzimmern und Organisatoren von privaten Gold-Partys seien grundsätzlich Pülcher. Betont Bernhard Matuschak vom Verein für Konsumenteninformation.

Vorsicht

Doch nach einem eingehenden Test von 16 Ankäufern in Wien und Umgebung, bei dem Angebotsunterschiede von bis zu 65 Prozent festgestellt wurden, rät der Konsumentenschützer jedem privaten Goldverkäufer zur Vorsicht: "Geben Sie sich ja nicht mit dem erstbesten Angebot zufrieden. Und verkaufen Sie Ihren Schmuck nur bei einem niedergelassenen Institut."

Die Firma Bürstlein scheint nicht niedergelassen zu sein. Ihre Vertreterin will unserem Informanten jedenfalls keine Rechnung aushändigen. Dafür wird er mit einer Mobiltelefonnummer und einer Geschäftsadresse in Velden am Wörthersee vertröstet. Die Daten sind auch einem Flugblatt zu entnehmen. Es überrascht uns jetzt nicht mehr, dass das Telefon am nächsten Tag niemand abhebt. Und dass die Adresse interessanterweise deckungsgleich mit einem Hotel ist.

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo in einem österreichischen Hotel oder einer Wohnung schnell einmal Gold angekauft wird. Der Kreativität sind auf den Einladungen keine Grenzen gesetzt. Besonders lieb: "Der Währungscrash kommt! Retten Sie Ihr Geld - mit Gold!"

Geworben wird oft mit Gratis-Schätzungen, die eigentlich nicht viel bedeuten. Echte Experten schätzen nicht, sie stellen den Preis eindeutig fest. Potenziellen Organisatoren häuslicher Gold-Partys winkt Geld für die Unkosten. Und ein Gratis-Schnitzerl in einer Shopping-City. Ins Verdienen kommen ganz andere.

Tipps: Wozu der VKI dringend rät

Gold wert sind in der aktuellen Goldgräberstimmung auch die Tipps von VKI-Mann Bernhard Matuschak:

Selbst begutachten Die sog. Feingehaltspunze gibt den Goldanteil an: 585 =14 Karat = 58,5 % Gold, 750 = 18 Karat = 75 % Gold.

Mehrere Gutachten Nicht dem erstbesten "Bestpreisanbieter" vertrauen. Vorsicht, dass der Prüfer nichts irrtümlich unter den Tisch fallen lässt.

Fliegende Händler Betriebe, die lediglich mit Telefonnummer auftreten, besser meiden!

Schriftlich Der Ankäufer soll den Kauf schriftlich bestätigen. Mit der Adresse des Käufers, einer Liste der Schmuckstücke/ Münzen, deren Gewicht sowie des ausgezahlten Preises.

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