Naturkatastrophen kosteten 2023 weltweit 74.000 Menschen das Leben

Erdbeben-Schäden in der Türkei
Hagel und schwere Gewitter häufen sich, weltweit entstanden laut dem Rückversicherer Münchner Rück Schäden von 228,5 Milliarden Euro.

Der Klimawandel wird weltweit immer deutlicher spürbar. Nach Zahlen des weltgrößten Rückversicherers Münchner Rück haben Naturkatastrophen im vergangenen Jahr 74.000 Menschen das Leben gekostet. Mehr Tote durch Naturkatastrophen gab es zuletzt 2010, dem Jahr des  verheerenden Erdbebens in Haiti.

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Die gesamte Schadenssumme lag mit 250 Milliarden Dollar (228,5 Mrd. Euro) im Schnitt der letzten fünf Jahre. Es gibt allerdings einen großen Unterschied, sagt Ernst Rauch, Klimawissenschafter bei der Münchner Rück: "Bemerkenswert ist, dass das ohne ein einzelnes Ereignis mit einem versicherten Schaden von mehr als zehn Milliarden Dollar zustande kam. "

So waren 2022 etwa 100 Milliarden Dollar (91 Mrd. Euro) allein  auf den Hurrikan „Ian“ in Nordamerika entfallen. Im Vergleich dazu war die teuerste einzelne Naturkatastrophe 2023 das Februar-Erdbeben in der Türkei und Syrien mit einer Schadenssumme von etwa 50 Milliarden Dollar (46 Mrd. Euro) und 58.000 Toten.

Versichert war aber nur ein Teil der Sachschäden, im Falle der Türkei und auch der Hochwasser in Norditalien etwa 11 Prozent  (siehe Grafik). Für den Rest müssen die geschädigten Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand aufkommen.

Rekorderwärmung

Ausschlaggebend für die Häufung von Wetterextremen ist laut Rauch der Klimawandel. "Bei höheren Temperaturen verdunstet mehr Wasser, und mit der zusätzlichen Feuchtigkeit steigt in der Atmosphäre die potenzielle Energie für starke Unwetter". Das vergangene Jahr war das wärmste in der Geschichte seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1850. Weltweit lagen die Temperaturen um 1,48 Grad über dem Durchschnitt des vorindustriellen Zeitalters.

Naturkatastrophen kosteten 2023 weltweit 74.000 Menschen das Leben

Auch in Österreich kam es zu Hochwassern

Schäden in der Landwirtschaft

In Europa entstand der Großteil der Schäden durch Dürre sowie Unwetter und Hochwasser. In Österreich bedeutete das massive Schäden etwa in der Landwirtschaft. Laut Jahresbilanz der Hagelversicherung entstand durch Frost, Hagel, Sturm, Überschwemmung und Dürre Schäden in Höhe von 250 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als die 170 Millionen Euro im Jahr 2022.

"Die rekordbrechenden Temperaturen werden in Zukunft keine Ausnahme mehr darstellen, sondern zur Normalität werden, wenn wir die Erderwärmung nicht in den Griff bekommen", warnte Kurt Weinberger, Vorstandschef der Hagelversicherung. Dadurch sei "die landwirtschaftliche Produktion in Österreich massiv gefährdet".

Die gesamten Kosten für die österreichische Volkswirtschaft sind allerdings deutlich höher. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts liegen sie bei mehreren Milliarden Euro pro Jahr.

Katastrophenanleihe

Rückversicherer wie Münchner Rück heben in Anbetracht der steigenden Versicherungsansprüche ihre Preise an. Als alternative Absicherung hat die deutsche Allianz-Versicherung erstmals seit zehn Jahren wieder eine Katastrophenanleihe begeben. Professionelle Investoren, die darauf "wetten", dass in einem bestimmten Zeitraum keine Katastrophe eintritt, winken hohe Renditen – wenn doch, ist der Einsatz aber verloren. 

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