Mahrer-Nachfolge: Rennen um Top-Job in Notenbank eröffnet

++ THEMENBILD ++ ÖSTERREICHISCHE NATIONALBANK (OENB)
Mit dem Abgang des OeNB-Präsidenten braucht der OeNB-Generalrat demnächst einen neuen Vorsitzenden. Etliche prominente Namen kursieren bereits.

In der Gerüchteküche geht es ganz schnell. Noch ist Harald Mahrer als Präsident der Nationalbank (OeNB) gar nicht formell ausgeschieden, schon wird im kleinen Kreis darüber debattiert, wer ihm an der Spitze des Generalrates nachfolgen sollte. Etliche Namen kursieren. Ein klarer Favorit hat sich noch nicht heraus kristallisiert, viele winken ab.

Klar ist, interimistisch wird Mahrers Stellvertreterin im Generalrat, die Spitzengewerkschafterin Ingrid Reischl, das hochkarätig besetzte Aufsichtsgremium leiten. Mahrer hat einen geordneten Übergang zugesagt.

Das Vorschlagsrecht für den Nationalbank-Präsidenten liegt bei Bundeskanzler und ÖVP-Chef Christian Stocker. Den Vizepräsidenten darf die SPÖ nominieren.

In der langen Geschichte der Nationalbank haben es mit Maria Schaumayer als Präsidentin (vergleichbar mit dem heutigen Gouverneur) und Gertrude Tumpel-Gugerell als spätere Vize-Gouverneurin erst zwei Frauen ganz nach oben geschafft.

Jetzt wird wieder nach einer Managerin Ausschau gehalten. Genannt wird Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn, die bis ins heurige Frühjahr fünf Jahre im OeNB-Generalrat war. Die frühere FPÖ-Politikerin und Vizekanzlerin ist aus ihrer damaligen Partei vor 20 Jahren ausgetreten und gilt heute – nicht zuletzt wegen ihrer Ehe mit Ex-EU-Kommissar Johannes Hahn – eher als ÖVP-nahe. Was unter Umständen gegen sie spricht, ist ihre Rolle als Beirätin und Aufseherin im untergegangenen Signa-Reich von René Benko.

Außerdem gab es schon bei Mahrer die Debatte um den möglichen Interessenskonflikt zwischen der Funktion als Wirtschaftskammerpräsident, der auch die Banken vertritt, und dem OeNB-Präsident, der für die Bankenaufsicht steht. Diese Debatte würde mit Bankerin Riess-Hahn an Schärfe gewinnen.

Vielleicht wird deshalb von verschiedenen Seiten ihr Ehemann als Kandidat präferiert. Johannes „Gio“ Hahn ist kein Banker und hat keine Aufsichtratsmandate inne, die eine Unvereinbarkeit auslösen würden. Er war Wissenschaftsminister, bevor er 2010 bis 2024 in Brüssel für diverse Ressorts – auch Haushalt – zuständig war. Seit Mai ist Hahn EU-Sonderbeauftragter für Zypern. Er war für den KURIER nicht erreichbar.

Auch die Chefin der Staatsholding ÖBAG, Edith Hlawati, ist im Gespräch. Die Anwältin und Hüterin der Staatsbeteiligungen von OMV bis Verbund, wo sie in den Aufsichtsräten sitzt, wurde dem Vernehmen nach noch nicht gefragt, ihr Terminkalender würde eine weitere Funktion kaum zulassen.

Das versichert auch Flughafen-Vorstand Günther Ofner, der auch Aufsichtsratschef in der ÖBAG sowie Hypo NÖ ist. Ofner: „Es hat mich niemand gefragt. Wenn mich jemand fragt, sage ich, es geht unter keinen Umständen. Ich bin absolut ausgelastet.“

Keine Zeit für zusätzliche Aufgaben hat auch Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen Holding NÖ-Wien und Aufsichtsratschef der RBI. Er winkt ab: „Ich stehe sicher nicht zur Verfügung.“

Mit öffentlichen Finanzen bestens vertraut ist der frühere WIFO-Chef und langjährige WU-Rektor Christoph Badelt. Er legt heute als Fiskalratspräsident den Finger in die Budget-Wunden. Er kann kaum glauben, dass sein Name gefallen ist. Badelt: „Ich halte dieses Gerücht für einen Scherz.“

Bleibt mit Stephan Koren einer, der auch in der Vergangenheit häufig für Finanz-Top-Jobs genannt wurde. Der frühere PSK- und Volksbanken-Chef leitet heute die Wüstenrot Wohnungswirtschaft. Er hat den „Nachteil“ des Bankers, aber eine Art familiären „Vorteil“. Sein gleichnamiger Vater war ÖVP-Finanzminister und danach, bis zu seinem Tod 1988, zehn Jahre lang Präsident der Nationalbank.

Porträt von Andrea Hodoschek, Autorin der Serie „Wirtschaft von Innen“.

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