Nachfrage nach Teilzeit zehn Mal größer als Angebot

Eine Verkäuferin in einem Geschäft einer Bäckerei in Frankfurt (Oder) räumt am Freitag (10.09.2010) Brote ins Regal. Der Verband Deutscher Großbäckereien äußert sich am gleichen Tag auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf zu den Absatzzahlen. Foto: Patrick Pleul dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
SPÖ kritisiert schlechtere Bezahlung, ÖVP ortet große Zufriedenheit bei den Teilzeitbeschäftigten.

Fluch oder Segen? Die Teilzeitbeschäftigung in Österreich wächst ungebrochen. Vor allem bei den Frauen. Im ersten Quartal 2013 stieg die Teilzeitquote bei Frauen von 44,9 Prozent im Vorjahr auf 45,6 Prozent an. Von 942.000 Teilzeitbeschäftigten waren 789.000 weiblich.

Das AMS zählte im Juni gleich zehn Mal so viele Arbeitslose mit Teilzeitwunsch wie offene Teilzeitstellen. Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch klagte zuletzt darüber, dass sich zu wenig Frauen für Vollzeit-Stellen im Handel bewerben würden.

SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist dieser Teilzeitboom suspekt: „Frauen sind nicht immer freiwillig von Teilzeitarbeit betroffen. Viele würden gerne mehr arbeiten, haben aber wegen mangelnder Kinderbetreuungsplätze keine andere Wahl“, sagt Heinisch-Hosek. Sie fordert ab 2016 einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag sowie bessere Umstiegsmöglichkeiten von Teilzeit auf Vollzeit.

Kritisiert wird auch die schlechtere Bezahlung. Gemäß Verdienststrukturerhebung der Statistik Austria verdienten 2010 Teilzeitkräfte im Schnitt pro Stunde um ein Viertel weniger als Vollzeitkräfte. „Besonders eklatant ist der Unterschied bei Hochschulabsolventen und Führungskräften“, so Hundstorfer. Er vermutet, dass Firmen Teilzeitkräften oft nur den Mindest-Lohn zahlen.

„Schlechtreden“

Für ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ignoriert die SPÖ die Wünsche und Anliegen der Familien: „Das anhaltende Schlechtreden der Teilzeit seitens der SPÖ muss ein Ende haben.“ Teilzeit fördere den Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der Karenz und stärke die Wahlfreiheit der Eltern.

Wirtschaftskammer-Sozialexperte Martin Gleitsmann verweist auf die AMS-Statistik, wonach die Österreicher mehr statt weniger Teilzeit wollen. Umfragen würden ferner einer hohe Zufriedenheit ergeben. Den Unterschied beim Stundenlohn erklärt Gleitsmann damit, dass einfacherer Tätigkeiten sehr oft in Teilzeit erbracht werden, während Spitzen- und Führungskräfte fast immer Vollzeit arbeiten.

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