Seit Jahresbeginn stieg der Kurs dank des großzügigen Angebots von Musk um rund ein Viertel. Damit steht Twitter unter den großen US-Techgiganten ziemlich alleine da (siehe Grafiken).
Der für die Branche wichtige Nasdaq-Index stürzte seit Anfang Jänner um bereits 30 Prozent ab. Dafür gibt es zum einen generelle Ursachen, zum anderen Unternehmens-spezifische. Allgemein gilt: Steigende Zinsen sind Gift für Börsenkurse, weil es für Unternehmen teurer wird, sich zu verschulden. Nun sind die US-Leitzinsen heuer bereits von 0,0 auf 3,0 bis 3,25 Prozent rasant gestiegen.
Für übermorgen, Mittwoch, wird die nächste Anhebung erwartet – um weitere 0,75 Prozentpunkte. Denn die Notenbank Fed versucht alles, um die hohe Inflation in den Griff zu kriegen. Zugleich kühlt sich die Konjunktur ab. Die daraus bedingte schwächere Nachfrage seitens der Konsumenten drückt die Aufträge und Umsätze. „Die großen Techfirmen sind nicht immun gegenüber konjunkturellen Schwächephasen, besonders dann, wenn sie ihr Geschäft mit Verbrauchern machen“, sagt Rick Meckler, Partner bei der US-Investmentfirma Cherry Lane.
Besonders stark unter Druck kam die Facebook-Mutter Meta. Die Aktie verbuchte in der Vorwoche nach schlechten Zahlen mit einem Minus von 25 Prozent den zweitgrößten Tagesverlust der Firmengeschichte. Sie war zeitweise so billig wie zuletzt vor knapp sieben Jahren. Dass sich der Gewinn im dritten Quartal auf 4,4 Milliarden Dollar halbierte, liegt an fallenden Werbeeinnahmen (TikTok wird zur starken Konkurrenz) und kapitalintensiven Projekten, allen voran das „Metaverse“ – eine Art digitale Welt. Mark Zuckerberg investiert hier jährlich zehn Milliarden Dollar. Er rechnet aber erst in zehn Jahren damit, Geld zu verdienen.
Auch beim Onlinehändler Amazon fiel das vergangene Quartal schwächer als erhofft aus. Zudem stimmte der Konzern auf ein schwaches Weihnachtsgeschäft ein und warnte wegen der steigenden Kosten vor einem möglichen Gewinneinbruch. „Die großen Tech-Unternehmen wie Amazon stellen weiterhin Leute ein und betreiben ihr Geschäft wie im Jahr 2021, aber es ist nicht mehr 2021. Wir haben jetzt 2022“, sagt Kim Forrest, Chefinvestor bei Bokeh Capital Partners. „Das kommt zur Inflation dazu. Die Leute kaufen weniger Dinge.“
Ein wenig besser kann sich Apple halten, die Ergebnisse lagen etwas über den Erwartungen. Allerdings schwächelte auch hier der Umsatzbringer iPhone wegen zunehmender Kaufzurückhaltung sowie Lieferkettenproblemen.
Microsoft wiederum lieferte auf den ersten Blick passable Zahlen, Umsatz und operativer Gewinn legten zu, vor allem wegen des Cloud-Geschäfts. Doch gerade hier schwächst sich das Wachstum ab, was den Ausblick für restliche Jahr eintrübt. Auch hier ging es daher mit der Aktie bergab.
„Auch wenn die Tech-Werte sich schon deutlich schlechter geschlagen haben als der Markt, glauben wir nicht, dass der anhaltende Gegenwind vollständig in den Kursen eingepreist ist“, ziehen die Experten von UBS Wealth Management ein eher trübes Fazit über die zu Ende gehende Berichtssaison.
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